Erstmals hat der Chef der UN-Blauhelmeinsätze, Hervé Ladsous, offen von einem Bürgerkrieg in Syrien gesprochen. Die syrische Führung habe große Teile des Landes und mehrere Städte an die Regierungsgegner verloren und versuche diese zurückzuerobern, sagte Ladsous in New York. Die Ortschaft Al-Haffe an der Grenze zur Türkei war von Regierungstruppen umstellt, UN-Beobachter kamen nicht durch.
Laut Ladsous wurde in der Nähe von Al-Haffe ein UN-Beobachter fast von einer Kugel getroffen. Laut einem anderen UN-Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden wollte, umringte eine aufgebrachte Menge mit syrischen Fahren den Konvoi der UN-Beobachter, der in Richtung Al-Haffe unterwegs war. Das Fahrzeug mit den UN-Beobachtern sei von mindestens 20 Kugeln getroffen worden. Die UN-Mission zur Überwachung des Waffenstillstands in Syrien (UNMIS) erklärte, der Konvoi sei umgekehrt, nachdem er mit Steinen und Metallstangen beworfen worden sei.
Zuvor hatte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitgeteilt, Bewohner des Nachbardorfs Schir hätten sich auf die Straße gelegt und so die Weiterfahrt der UN-Fahrzeuge nach Al-Haffe in der nordwestlichen Provinz Latakia verhindert. Die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, der UN-Konvoi habe Dorfbewohner umgefahren und drei von ihnen verletzt.
In der Agenturmeldung hieß es, die Dorfbewohner hätten versucht, den UN-Beobachtern von ihrem durch "bewaffnete terroristische Gruppen" verursachten Leid zu berichten. Doch die UN-Beobachter hätten sie nicht angehört und sie mit einem ihrer Wagen angefahren.
Rebellenpositionen in Al-Haffe standen Bewohnern und Aktivisten zufolge unter Beschuss von Hubschraubern der Regierungstruppen, zudem sei die Stadt von Panzern umstellt. Laut Beobachtungsstelle wurden am Dienstag durch den Beschuss dutzende Menschen verletzt. Al-Haffe gilt wegen seiner Nähe zur Geburtsstadt von Präsident Baschar al-Assad, Kardaha, als strategisch wichtig.
Am Montag hatten sich die USA besorgt über die Lage in Al-Haffe gezeigt und die Furcht vor einem bevorstehenden Massaker durch die Regierungstruppen geäußert. Der Syrien-Sonderbeauftragte Kofi Annan sowie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verlangten, den UN-Beobachtern Zugang nach Al-Haffe zu gewähren.
Die UN-Beauftragte für Kinder in bewaffneten Konflikten, Radhika Coomaraswamy erklärte, Damaskus setze im Kampf gegen Aufständische Kinder als "menschliche Schutzschilde" ein. Sie habe "selten solche Brutalität gesehen", wie sie die syrische Armee Kindern antue, sagte Coomaraswamy.
Der Syrische Nationalrat, Hauptzusammenschluss der Regierungsgegner, rief dazu auf, am Mittwoch weltweit vor russischen diplomatischen Vertretungen zu demonstrieren, um gegen Russlands Unterstützung für Damaskus zu protestieren.
Unterdessen werfen die Vereinten Nationen der syrischen Führung vor, im Kampf gegen Aufständische Kinder als "menschliche Schutzschilde" einzusetzen. Sie habe "selten solche Brutalität gesehen", wie sie die syrische Armee Kindern antue, sagte die UN-Beauftragte für Kinder in bewaffneten Konflikten, Radhika Coomaraswamy, in New York. In Syrien würden "Mädchen und Jungen eingesperrt, gefoltert und getötet", beklagte Coomaraswamy im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP zu einem als "Liste der Schande" bekannten UN-Bericht zu Kindern in bewaffneten Konflikten.