China provoziert Japan mit Flug über Inselgruppe

Der Inselstreit zwischen Japan und China hat sich mit dem Eindringen eines chinesischen Aufklärungsflugzeugs in japanischen Luftraum weiter verschärft.

Der Inselstreit zwischen Japan und China hat sich mit dem Eindringen eines chinesischen Aufklärungsflugzeugs in japanischen Luftraum weiter verschärft. Während Tokio die erstmalige Verletzung seines Luftraums durch China als "extrem bedauerlich" zurückwies, verteidigte Peking die Aktion als "völlig normal". Inmitten der Krise wurde in China an das Massaker in Nangking durch Japan vor 75 Jahren erinnert.

Nach japanischen Regierungsangaben drang das zur chinesischen Marine gehörende Flugzeug am Donnerstagvormittag (Ortszeit) in den japanischen Luftraum über der Inselgruppe im Ostchinesischen Meer ein, die in Japan Senkaku und in China Diaoyu genannt wird und die von Japan verwaltet wird. Als Reaktion entsandte Tokio F-15-Kampfjets zu der Inselgruppe.

Zwar blieb eine direkte Konfrontation zwischen beiden Ländern zunächst aus, Tokio verurteilte das Eindringen der chinesischen Maschine jedoch als "extrem bedauerlich". "Das ist die erste Verletzung unseres Luftraums durch eine chinesische Maschine, so weit wir zurückdenken können", sagte ein ranghoher Beamter des japanischen Verteidigungsministeriums der Nachrichtenagentur AFP. Nach japanischen Regierungsangaben wurde ein ranghoher chinesischer Diplomat vorgeladen.

China verteidigte das Überfliegen hingegen. "Das Überfliegen der Diaoyu-Inseln mit einem chinesischen Aufklärungsflugzeug der Marine ist völlig normal", erklärte der Sprecher des Außenministeriums in Peking, Hong Lei. Die Inseln seien "seit historischen Zeiten Chinas rechtmäßiges Territorium". Japan forderte er auf, seine "illegalen Aktivitäten in den Gewässern und im Luftraum der Diaoyu-Inseln einzustellen".

Der im Wahlkampf befindliche japanische Regierungschef Yoshihiko Noda forderte nach dem Vorfall eine "besondere" Überwachung der Inseln. Der Kommandeur der japanischen Küstenwache, Takashi Kitamura, verlangte, angesichts Chinas öffentlicher Ankündigung, die Situation zum Dauerzustand zu machen, müsse die japanische Regierung die Kapazitäten der Küstenwache aufstocken.

Die Spannungen zwischen Japan und China wegen der unbewohnten Inselgruppe hatten sich in jüngster Zeit verschärft. Der kleine Archipel befindet sich etwa 200 Kilometer vor der Küste Taiwans und rund 400 Kilometer von der japanischen Insel Okinawa entfernt. Er liegt strategisch günstig in fischreichen Gewässern, zudem werden in der Umgebung Erdöl- und Erdgas-Vorkommen vermutet. Ausgelöst wurden die Spannungen im September dadurch, dass Tokio beschloss, mehrere der Inseln aus japanischem Privatbesitz zu kaufen.

Am Donnerstag wurde in Nangking an das dortige Massaker durch japanische Truppen vor 75 Jahren erinnert. An einer Gedenkfeier im Museum des Massakers nahmen knapp 10.000 Menschen teil. Zu Beginn wurde die chinesische Nationalhymne gespielt, uniformierte Soldaten legten Blumenkränze nieder. In der Stadt heulten Sirenen. Ein japanischer Journalist berichtete, von zwei Chinesen in Nangking angegriffen worden zu sein.

Nach chinesischer Darstellung wurden bei der Gewaltwelle, die mit dem Einmarsch der japanischen Truppen in Nangking am 13. Dezember 1937 begann, 300.000 Menschen getötet. Ausländischen Experten zufolge liegt die Zahl der bei der sechswöchigen Gewalt getöteten Chinesen jedoch weit darunter. Der US-Historiker Jonathan Spence geht von 42.000 getöteten Zivilisten und Soldaten sowie 20.000 vergewaltigten Frauen aus.

Nicht verwenden (war Agentur)
AFP

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