Münchner Reichsbürgerprozess: Angeklagte Astrologin gestorben

Ein OLG-Gebäude München
Ein OLG-Gebäude München
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Eine der Angeklagten im Münchner Reichsbürgerprozess, Ruth Hildegard L., ist tot. Ein Sprecher des Münchner Oberlandesgerichts bestätigte am Mittwoch, dass der Verteidiger ihren Tod mitgeteilt habe. L., eine Astrologin, starb demnach am Montag. Vor Gericht sollte sie sich wegen der Gründung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens verantworten.

Das Verfahren gegen sie war aber aus gesundheitlichen Gründen bereits abgetrennt worden. Der Haftbefehl war außer Vollzug gesetzt. L. soll der Anklage zufolge Mitglied des Netzwerks um Heinrich XIII. Prinz Reuß gewesen sein. Die Bundesanwaltschaft wirft der Gruppe vor, einen gewaltsamen Umsturz geplant zu haben.

Sie lehnten die staatlichen Institutionen und die freiheitlich-demokratische Grundordnung ab und sollen geglaubt haben, dass Deutschland von einer "verschwörerischen Sekte pädophiler Eliten" beherrscht werde. Ferner waren sie demnach davon überzeugt, dass die Bevölkerung durch einen Umsturz "aufwachen" und sich hinter sie stellen werde.

Die Gruppierung plante laut Ermittlern, Institutionen und Amtsträger auf Ebenen von Bundesländern, Kreisen und Kommunen zu beseitigen. Dazu wurde ihren Angaben zufolge mit dem Aufbau von sogenannten Heimatschutzkompanien begonnen. Unter anderem sollen die Verdächtigen geplant haben, den Umsturz mit einem Angriff auf den Bundestag und der Festnahme von Abgeordneten zu erreichen.

Anschließend soll die Gruppierung eine "Übergangsregierung" geplant haben, die für Deutschland einen "Friedensvertrag" mit den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs abschließen sollte. Reuß war als provisorisches Staatsoberhaupt vorgesehen.

Insgesamt laufen drei große Prozesse in München, Frankfurt am Main und Stuttgart. Die mutmaßliche Führungsriege steht in Frankfurt vor Gericht. In München begann der Prozess gegen insgesamt acht Angeklagte im Juni 2024. Über L.s Tod berichteten zuerst die "Badischen Neuesten Nachrichten".

AFP