Die Nord-Stream-Pipelines unter der Ostsee waren für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden. Im September 2022 wurden sie durch Sprengsätze schwer beschädigt. Die Leitungen waren damals nicht in Betrieb. Russland hatte die Gaslieferungen über Nord Stream 1 bereits kurz zuvor gestoppt - mutmaßlich als Reaktion auf die westlichen Sanktionen angesichts des russischen Einmarschs in die Ukraine. Nord Stream 2 ging nie in Betrieb.
Im Oktober 2022 übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen wegen der Sabotageaktion. Nun teilte sie erste Erkenntnisse mit. Demnach platzierte eine Gruppe von Menschen Sprengsätze in der Nähe der dänischen Insel Bornholm an den Leitungen. Für den Transport hätten sie eine Segelyacht genutzt, die von Rostock aus startete. Diese sei mit Hilfe gefälschter Ausweispapiere über Mittelsmänner bei einem deutschen Unternehmen gemietet worden.
Der nun gefasste Ukrainer soll einer der Koordinatoren gewesen sein. Italienische Polizisten nahmen ihn in den frühen Morgenstunden in der Provinz Rimini an der Adria fest. Dort, im Ort San Clemente, habe er zusammen mit seiner Familie ein paar Tage in einem Bungalow verbracht. Er habe keinen Widerstand geleistet, als die Carabinieri ihn festnahmen, teilten diese mit. Der 49-Jährige sei in ein Gefängnis in Rimini gekommen.
Drei Tage zuvor hatte der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe einen Europäischen Haftbefehl ausgestellt. K. soll nun im Rahmen eines Überstellungsverfahrens nach Deutschland gebracht und dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.
Er wird dringend verdächtigt, sich am gemeinschaftlichen Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion beteiligt zu haben. Vorgeworfen werden ihm außerdem verfassungsfeindliche Sabotage sowie die Zerstörung von Bauwerken.
Vor einem Jahr war bereits ein erster Haftbefehl gegen einen anderen mutmaßlich an der Sabotage beteiligten Ukrainer bekannt geworden. Der Mann war zuletzt in Polen ansässig, er konnte sich nach Angaben der polnischen Justiz vor einer Festnahme in die Ukraine absetzen.
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) sprach von einem "beeindruckenden Ermittlungserfolg" der Bundesanwaltschaft. Sie betonte: "Wir stehen an der Seite der Ukraine." Ihr sei wichtig, "dass wir ein Rechtsstaat sind und Straftaten, die in unserer Zuständigkeit begangen werden, konsequent ermitteln." Die Sprengung der Pipelines müsse aufgeklärt werden.