"Einer der ersten Schritte für eine vollständige Beendigung des Krieges könnte das Einstellen von Angriffen auf die Energie- und weitere zivile Infrastruktur sein", schrieb Selenskyj im Onlinedienst X. Er habe dies bei dem Telefonat mit Trump unterstützt. "Die Ukraine hat bestätigt, dass wir bereit sind, dies umzusetzen", fügte er hinzu. Es handelte sich um das erste Gespräch zwischen Trump und Selenskyj seit dem Eklat im Weißen Haus vor gut zwei Wochen.
Trumps Sprecherin Karoline Leavitt sagte nach dem Gespräch, Trump habe eine Übernahme ukrainischer Kraftwerke durch die USA ins Spiel gebracht. "Der beste Schutz" für die ukrainische Energieinfrastruktur wäre es, wenn diese sich im Besitz der USA befände, sagte Leavitt.
Der US-Präsident habe Selenskyj zudem zugesagt, dafür zu sorgen, dass die Ukraine mehr Unterstützung für ihre Luftverteidigung von den europäischen Verbündeten erhalte. Zudem hätten die Präsidenten einen "engen Informationsaustausch" zwischen den Streitkräften vereinbart, fügte Leavitt hinzu.
Trump selbst erklärte in seinem Onlinedienst Truth Social, das Gespräch mit Selenskyj sei "sehr gut" verlaufen. Ausgehend von seinem Telefonat mit Putin am Dienstag habe er mit dem ukrainischen Präsidenten darüber gesprochen, wie die "Forderungen und Bedürfnisse" der Ukraine und Russlands "aufeinander abgestimmt" werden könnten.
Trump und Putin hatten anderthalb Stunden miteinander telefoniert und über den Krieg in der Ukraine gesprochen. Putin sagte dabei laut Kreml eine 30-tägige Aussetzung der Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur zu. Einer von den USA und der Ukraine vorgeschlagenen umfassenden Waffenruhe stimmte der russische Präsident dagegen nicht zu.
Wenige Stunden nach dem Telefonat zwischen dem russischen und dem US-Präsidenten griff Russland die Ukraine in der Nacht zum Mittwoch nach ukrainischen Angaben mit sechs Raketen und 145 Drohnen an. Bei einem Angriff auf ein Wohnhaus in der Region Sumy wurde demnach ein Mensch getötet, drei weitere Menschen wurden verletzt. Zudem wurden laut Verteidigungsministerium zwei Krankenhäuser zerstört.
Laut der ukrainischen Bahngesellschaft wurde in der Region Dnipropetrowsk im Zentrum des Landes auch eine Energie-Infrastrukturanlage von Drohnen getroffen. "So viel zu einer Pause bei Angriffen auf den Energiesektor oder eine Energiewaffenruhe durch den Feind!", kommentierte die Bahngesellschaft.
Auch Russland warf der Ukraine vor, die diplomatischen Bemühungen durch Angriffe zu untergraben. Moskau meldete einen Brand in einem Öl-Lager in der Region Krasnodar im Südwesten des Landes infolge eines ukrainischen Drohnenangriffs.
Selenskyj zufolge könnten die Gespräche mit US-Vertretern über eine Waffenruhe mit Russland "in den kommenden Tagen" fortgeführt werden. Die zweite Verhandlungsrunde soll wie auch die erste in der vergangenen Woche in der saudiarabischen Stadt Dschidda stattfinden.
Der US-Sondergesandt Steve Witkoff hatte zuvor im US-Sender Bloomberg gesagt, die Gespräche könnten am Montag wiederaufgenommen werden. Wer an den Gesprächen neben US-Außenminister Marco Rubio und dem Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz teilnehmen soll, blieb offen. Witkoff sagte weiter, eine Waffenruhe könne womöglich "innerhalb weniger Wochen" erreicht werden. Zudem sei ein Treffen zwischen Trump und Putin "wahrscheinlich", fügte er hinzu, ohne einen Zeitpunkt zu nennen.
Kreml-Sprecher Peskow sagte zu den nächsten Gesprächsrunden zwischen Russland und den USA, hierüber würden am Donnerstag und Freitag weitere Vereinbarungen zwischen beiden Seiten getroffen.