Bei der Zeremonie, an der auch orthodoxe und evangelische Würdenträger teilnahmen, wurde an das Konzil von Nizäa vor 1700 Jahren erinnert. Geleitet wurde das Gebetstreffen vom orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I. Auch er rief dazu auf, trotz der "Spaltungen" der vergangenen Jahrhunderte den "Weg der christlichen Einheit weiter zu beschreiten".
Im Jahr 325 hatten sich in Nizäa, dem heutigen Iznik, rund 300 Bischöfe des Römischen Reiches zum ökumenischen Konzil versammelt und die Grundlagen der christlichen Lehre festgelegt, darunter das bis heute gültige Glaubensbekenntnis.
Der Besuch in der Türkei ist die erste Auslandsreise von Papst Leo XIV. seit seinem Amtsantritt im Mai. Am Donnerstag war der Pontifex vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Präsidentenpalast empfangen worden. Am Freitagmorgen traf er katholische Kirchenvertreter in der Heilig-Geist-Kathedrale in Istanbul.
Am Samstag will Leo XIV. die Blaue Moschee in Istanbul besuchen. Am Sonntag reist er dann weiter in den Libanon, wo er unter anderem junge Menschen treffen und einen Gottesdienst im Freien mit 100.000 Gläubigen feiern will.
Leo XIV. ist nach Paul VI. (1967), Johannes-Paul II. (1979), Benedikt XVI. und Franziskus (2014) der fünfte Papst, der die Türkei besucht. Von den 86 Millionen Einwohnern des Landes sind nur etwa 100.000 Christen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren es noch fast vier Millionen, von denen viele Massakern zum Opfer fielen oder vertrieben wurden.
1915/16 töteten Soldaten des Osmanischen Reichs gezielt Hunderttausende christliche Armenier - nach Einschätzung der meisten Historiker der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts. Ankara weigert sich bis heute, die Massaker als Völkermord anzuerkennen.
Im Libanon bekennt sich mehr als ein Drittel der Bevölkerung zum christlichen Glauben, das Land galt lange als Vorbild für das Zusammenleben verschiedener Religionen. Seit 2019 steckt das Land in der Krise. Trotz eines Waffenstillstands zwischen Israel und der vom Iran unterstützten schiitischen Hisbollah-Miliz gibt es immer wieder tödliche Gefechte, besonders im Süden des Landes.