Der Mediendienst Integration folgte bei seiner Recherche der Definition des Statistischen Bundesamts zu Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Demnach hat einen Migrationshintergrund, wer bei der Geburt nicht die deutsche Staatsbürgerschaft hatte oder wer mindestens einen Elternteil hat, bei dem das der Fall ist.
Die Forschenden machten schließlich 73 von 630 Abgeordneten mit Migrationshintergrund im neuen Bundestag aus, sie erheben aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Deutliche Unterschiede gibt es zwischen den Parteien: Demnach haben die Grünen mit 20 Prozent den höchsten Anteil, gefolgt von der Linkspartei mit 18,8 Prozent und der SPD mit 17,5 Prozent, die wiederum in absoluten Zahlen vorn liegt. Deutlich dahinter liegen die Union mit einem Anteil von 6,3 Prozent und die AfD mit 5,9 Prozent.
Seit 2013 war der Anteil im Bundestag stetig gewachsen, verglichen mit dem scheidenden Bundestag stagnierte er nun. Der Politologe Andreas Wüst sagte zu den Ergebnissen, diese kämen angesichts der erwarteten Verschiebungen bei den Stimmen- und Sitzanteilen für Union und AfD "nicht überraschend". Gleichwohl sei da "Luft nach oben" und die Parteien müssten sich Migrantinnen und Migranten noch mehr öffnen.
Didem Karabulut, Vorsitzende beim Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI), sieht auch in der Art und Weise des Wahlkampfs einen Grund für die Stagnation des Anteils. In den vergangenen Wochen und Monaten sei Migration auch "zunehmend als Bedrohung dargestellt" und als Defizit betrachtet worden statt als "Investition in die Gesellschaft", sagte sie bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Auch die Wahlreform habe Kandidierenden mit Migrationshintergrund nicht geholfen. Sie befänden sich oft auf hinteren Plätzen der Landeslisten. Die Parteien hätten die Wahlreform bei ihrer Aufstellung für die vorgezogene Bundestagswahl dann "nicht genug berücksichtigt", sagte Karabulut.
Wie die Studie weiter ergab, sind Abgeordnete mit Migrationshintergrund deutlich weiblicher und jünger als im Schnitt des gesamten Bundestags. Am stärksten vertreten sind demnach andere EU-Länder (25 der 73 Abgeordneten), darunter allein sieben aus Polen. 18 Abgeordnete haben einen Bezug zur Türkei und acht zu früheren Sowjetstaaten.