Der 35-Jährige war vor einer Woche in einem Lager der US-Army von einer irakischen Rakete getötet worden. "Focus"-Chefredakteur Helmut Markwort würdigte Liebig mit tränenerstickter Stimme als besonnenen und humanitär orientierten Reporter. Seine Lebensleistung werde ein Vorbild werden.
"Ohne seine Arbeit und die Arbeit der anderen 'embedded journalists' hätte die Weltöffentlichkeit vieles über diesen Krieg nicht erfahren!" sagte Markwort und wies die Kritik vieler "Schreibtischhelden und Studioschwätzer" zurück. Liebig habe unabhängig und authentisch berichtet und stets geprägt von einem menschlichen Ton. "Er war kein Panzerzähler. Sein Thema waren die Menschen im Krieg, mit und ohne Uniform", sagte der Chefredakteur. Liebig werde in den Herzen weiterleben "als zuverlässiger Kollege und lachender Freund".
"Raus zu dürfen, das war seine Sehnsucht"
Liebig hatte die 3. US-Infanteriedivision von Kuwait bis Bagdad begleitet, war aber bei einem Vorstoß von Panzern ins umkämpfte Stadtzentrum in einem Versorgungslager zurück geblieben, weil ihm dies sicherer schien. Dort wurde er zusammen mit einem spanischen Kollegen und drei US-Soldaten am Montag vergangener Woche von einer irakischen Rakete getötet.
"In der großen Trauer ist es ein kleine Trost zu wissen, dass er bis zu diesem Moment seines Todes glücklich war, beruflich und privat", sagte Markwort. Als Auslandskorrespondent "raus zu dürfen, das war seine Sehnsucht". Liebigs Verlobte Beatrice von Keyserlingk sagte: "Christian wollte in den Irak." Bei der Trauerfeier ließ sie Robbie Williams' Lied "It was a very good year" spielen und erklärte, ihr Freund sei in seinem letzten Lebensjahr glücklich und zufrieden wie nie gewesen. An Ostern habe er wieder zuhause sein wollen. "Dass er trotz aller Vorsicht in diesem mir sinnlos erscheinenden Krieg" gestorben sei, sei unendlich traurig. Liebig, der eine Woche vor seinem Tod im Irak seinen 35. Geburtstag gefeiert hatte, soll im engsten Familienkreis beigesetzt werden.
Reporter aus Interesse für Menschen
Liebig hatte nach dem Studium drei Jahre in der Auslandsredaktion der Nachrichtenagentur AP gearbeitet und war 1999 zu dem Nachrichtenmagazin "Focus" gewechselt. Sein Vater sagte auf der Trauerfeier, sein einziger Sohn "wollte Journalist werden, weil ihn Menschen ungemein interessieren". Immer wieder hatte Liebig aus Elends- und Krisengebieten berichtet, aus dem Kosovo und dem Kongo, von der Hungersnot in Äthiopien und dem Bürgerkrieg in Somalia. "In Äthiopien bewegte ihn die Not der Kinder so stark, dass er darüber nachdachte, sich für eine der internationalen Hilfsorganisationen zu engagieren", sagte Markwort. Ressortleiter Ulrich Schmidla rühmte Liebigs Teamgeist, seinen Humor und "sein großes Reporterherz".