Abschiedsbriefe im Berliner Familiendrama Vater erklärt Tat mit "fürsorglicher Liebe"

Die Tat war offenbar geplant: Der 69-jährige Berliner, der seine Frau und seine beiden Söhne tötete, hat mehrere Abschiedsbriefe hinterlassen. Es sind Zeugnisse voller Wut und Verzweiflung.

Der Vater, der für das Familiendrama mit vier Toten in Berlin verantwortlich ist, hat einen seiner Abschiedsbriefe an die Redaktion der "Bild"-Zeitung geschickt. Dies berichtet das Blatt am Donnerstag. Seine grausame Tat erklärte er mit "fürsorglicher Liebe".

Der 69-Jährige hatte seine 28 Jahre alte Frau sowie seine beiden kleinen Söhne in der gemeinsamen Wohnung im Stadtteil Gatow getötet, bevor er sich selbst erstickte. Eine knapp einjährige Tochter überlebte. Der Vater hatte sie am Sonntagabend anonym in einer Babyklappe abgegeben, teilte die Polizei mit. Er hoffe, so geht aus seinem Schreiben hervor, dass die Kleine "liebevolle Ersatzeltern" bekomme.

Vater wollte Tochter eine Chance geben

"Bild" zitiert aus dem Brief: "Ich tat dies alles in voller Verantwortung und bei vollkommen klarem Bewusstsein aus fürsorglicher Liebe, denn unsere Gesellschaft hat für Versager nur "den Platz unter der Brücke"."

Es gebe mehrere Abschiedsbriefe, sagte ein Polizeisprecher. Einer lag demnach neben dem toten Mann. Drei weitere sollen an verschiedene Empfänger verschickt worden sein. "Das klingt nach einer absolut geplanten Tat", sagte der Sprecher.

Offenkundig hatte der Familienvater große finanzielle Probleme. Seine Frau habe die Belastung nicht mehr ertragen. Die Zeitung zitiert ihn mit den Worten: "Mehrmals sagte meine Frau..., dass wenn die Kinder nicht wären, sie schon längst aus dem Fenster gesprungen wäre..." Sein Töchterchen habe er verschont: "Sie ist noch sehr jung und kann sich an neue Gegebenheiten sicherlich recht schnell gewöhnen. ... Sie soll eine Chance haben, unter liebevollen Ersatzeltern vielleicht doch eine unbelastete Zukunft haben zu können."

Die Nachbarn wussten von nichts

Eine Sprecherin des Waldkrankenhauses sagte, das abgegebene Mädchen sei gesund und gepflegt gewesen. Die Kripo sei sofort informiert worden. Am Montag sei die Kleine in die Obhut eines Kinderheimes gekommen.

In dem Brief aus der Wohnung der Familie werde die Tat chronologisch geschildert, hatte der Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitgeteilt. Demnach brachte der Mann zunächst seine Frau, dann die Söhne um. Danach sei er zum Waldkrankenhaus Spandau gefahren, um die kleine Tochter abzugeben. Anschließend sei er zurückgekehrt. Dort soll er sich erst später das Leben genommen haben.

Nachbarn wollen ihn noch am Montagnachmittag gesehen haben. Anwohner des Gatower Hauses im gutbürgerlichen Ambiente auf einem Wassergrundstück zeigten sich am Mittwoch geschockt. Am Haus lagen Blumen. Ein Rentner berichtete, erst in der vergangenen Woche habe die Familie die Einschulung des Sohnes gefeiert. Die finanziellen Sorgen waren den Nachbarn nicht bekannt.

DPA
mlr/DPA

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