Der mutmaßliche Täter des brutalen Messerangriffs auf Kinder in Annecy ist am Freitag einer psychiatrischen Untersuchung unterzogen worden. Eine derartige Untersuchung sei für Freitagmorgen geplant, sagte Innenminister Gérald Darmanin am Donnerstagabend dem Fernsehsender TF1. Der Angriff im Südosten Frankreichs, bei dem fünf Menschen lebensgefährlich verletzt wurden, darunter vier Kleinkinder, hatte international Entsetzen ausgelöst.
Die laufenden Ermittlungen würden es ermöglichen, "das Motiv zu klären", sagte die Staatsanwältin Line Bonnet-Mathis am Donnerstag. Sie fügte hinzu, dass sie "in diesem Stadium eine sinnlose Tat nicht ausschließen" könne. Es gebe "keine Hinweise auf ein terroristisches Motiv", sagte sie. Nach Behördenangaben verbrachte der Angreifer die Nacht in Polizeigewahrsam.
Mutmaßlicher Annecy-Angreifer wohl "schwer depressiv"
Der Mann war kurz nach halb zehn Uhr morgens auf einem Spielplatz am Lac d'Annecy mit einem etwa zehn Zentimeter langen Klappmesser auf die Kinder losgegangen. Augenzeugen berichteten, dass er auch auf zwei Kinder eingestochen habe, die sich in einem Doppel-Kinderwagen befanden. Auf einem Video ist zu hören, dass er zwei Mal auf Englisch "Im Namen Jesu" schrie.
Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich bei dem Täter um einen 31 Jahre alten Syrer, der zehn Jahre in Schweden gelebt hatte und dort als Flüchtling anerkannt war, sich aber vergeblich um die Nationalität bemüht habe. Seine in den USA lebende Mutter sagte der Nachrichtenagentur AFP, ihr Sohn leide an einer "schweren Depression". Die Weigerung der schwedischen Behörden, ihm die Staatsbürgerschaft zu gewähren, habe "ihn wahrscheinlich aufgebracht".