Kreuzberg Wohnungsnot: Frau stellt sich in Berlin als lebende Suchanzeige im Schaufenster aus

Eine Frau sitzt mit einem Schild, auf dem "Suche Wohnung" steht in einem Schaufenster
Joana V. stellt sich in Berlin-Kreuzberg als Suchanzeige aus. Wohnungsangebote können direkt bei ihr im Schaufenster vermittelt werden. 
© Bizim Kiez
Eine Frau aus Berlin macht mit einer ungewöhnlichen Aktion auf ihre verzweifelte Wohnungssuche aufmerksam: Täglich stellt sie sich als lebende Suchanzeige in einem Schaufenster aus.

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist vor allem in den deutschen Metropolen mehr als angespannt. Das zeigen unter anderem aktuelle Zahlen zum Mietmarkt, die die beiden Portale Immoscout und Immowelt erhoben haben. Berlin ist laut Immowelt-Manager Felix Kusch der "Ausreißer unter den deutschen Städten". In keiner anderen Metropole sind die Preise zu Beginn des Jahres so heftig gestiegen.

Das trifft auch auf WG-Zimmer zu: Ein Zimmer kostet im Sommersemester 2023 im Schnitt 640 Euro, wie das Moses Mendelssohn Institut (MMI) in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-gesucht.de vor wenigen Wochen in einer Studie veröffentlichte. Das seien 140 Euro (plus 28 Prozent) mehr als noch vor zwölf Monaten.

Das Angebot ist zu gering, die Nachfrage zu hoch ­­– wovon auch die teils hundert Meter langen Warteschlangen für Wohnungsbesichtigungen zeugen. Leisten können sich die Mietobjekte aber immer weniger Menschen. Zu ihnen gehört auch Joana V. Ihr Untermietverhältnis in Berlin-Kreuzberg sei nach mehreren Jahren plötzlich grundlos gekündigt worden, berichtet die Nachbarschaftsinitiative "Bizim Kiez".

Eigenbedarfskündigungen verdrängen Mieter in Berlin

Seit Monaten bemühe sie sich vergeblich um neuen bezahlbaren Wohnraum in der Nachbarschaft oder in angrenzenden Bezirken – bisher ohne Erfolg. Um auf die prekäre Lage aufmerksam zu machen, hat sie eine ungewöhnliche Aktion gestartet. Seit Donnerstag sitzt sie täglich im Schaufenster einer Kunstgalerie. "Sie hat sich mit spärlichem Mobiliar im Fenster häuslich eingerichtet und verbringt ihre Tage dort als lebendige Suchanzeige", schreibt die Nachbarschaftsinitiative. In ihren Händen hält sie ein Schild mit der Aufschrift "Suche Wohnung", in der Hoffnung, dass einer der vorbeigehenden Passanten ihr eine neue Bleibe vermitteln könnte.

Die Aktion weckt laut der Nachbarschaftsinitiative viel Interesse, Mietangebote waren aber noch nicht dabei. Für 561 Euro könnte sich die Berlinerin "immerhin" für ein Wochenende in einem Airbnb-Apartment mit Etagenbett und Kochnische einmieten. "Bizim Kiez" kritisiert die Preisentwicklungen und kündigt weitere Protest-Aktionen in Form von Kunst-Performances an. Denn das Schicksal von Joana könnte noch viele andere Mieter ereilen. Die Nachbarschaftsinitiative beobachtet, "dass eine Welle von Eigenbedarfskündigungen auf den Bezirk zurollt."

Quellen: "Bizim Kiez" mit Material der dpa

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