Chinesischer Zoo täuscht Besucher Wenn der Löwe plötzlich bellt

Wuff statt Woooaahhh: Statt eines Löwen packte ein chinesischer Zoo einen langhaarigen Hund in den Käfig - und täuschte so die Besucher. Auch andere Tiere wurden ausgetauscht.

Es sollte ein idyllischer Tag im Zoo werden: Gemeinsam mit ihrem Sohn besuchte Liu den Tierpark in Luohe, einer Millionenstadt im Zentrum Chinas. Er sollte die verschiedenen Geräusche kennenlernen, die Tiere von verschiedenen Kontinenten machen, erzählte die Mutter der Zeitung "Beijing Youth Daily", wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Doch am Löwengehege angekommen, kam sie ins Stutzen: Das soll der König der Tiere sein? Der Herrscher der Savanne? Dieser kleine, schmächtige Vierbeiner? Liu schaute auf das Schild neben dem Gitter: Dort stand tatsächlich "Afrikanischer Löwe" geschrieben. Doch als das Biest dann den Mund öffnete, staunten die beiden nicht schlecht: Statt des imposanten Gebrülls gab es nur ein klägliches Wuff.

Denn in Wirklichkeit stand da ein Do Khyi, auch Tibetdogge oder Tibetmastiff genannt. Die langhaarigen Hunde werden mehr als 60 Zentimeter groß und bringen ausgewachsen etwa 60 Kilogramm auf die Waage. "Der Zoo betrügt uns", sagte Liu, die 15 Yuan (1,85 Euro) Eintritt bezahlt hatte. "Sie versuchen, uns Hunde als Löwen anzudrehen."

Füchse statt Leoparden

Auch andere Tiere in dem Zoo wurden durch Billig-Exemplare ersetzt: Ein weiterer Hund sollte als Wolf durchgehen, ein Polarfuchs wohnte in einem Leopardenbau und zwei Biberratten (Nutrias) in einem Schlangenkäfig.

Der Leiter des Zoos, Liu Suya, erzählte CNN, dass es einen Löwen in dem Tierpark gebe. Der sei zum Zeitpunkt des Besuchs aber in einer Zuchtstation gewesen, flüchtete sich der Zooleiter in Ausreden. Um den Käfig nicht ungenutzt zu lassen, habe man vorübergehend den Tibetmastiff eines Angestellten, der auf Dienstreise war, aus Sicherheitsgründen darin untergebracht.

Der Leopard, der durch einen Fuchs ersetzt wurde, sei ebenfalls aus Züchtungszwecken außer Haus. Die Schlangen im Terrarium und der Wolf seien vor der Sommerhitze geflohen, erklärt der Zoochef. Deshalb habe man Ersatztiere in die Ställe gelassen, weil leere Käfige für die Zuschauer nicht attraktiv gewesen wäre, so Liu Suya.

Bei vielen Chinesen scheint die dreiste Ausrede nicht besonders gut anzukommen: "Das ist einfach nicht lustig", schreibt ein User auf Sina Weibo, einer Art chinesischem Twitter. "Das ist einfach nur traurig für den Zoo und die Tiere." Ein anderer schreibt: "Sie hätten wenigstens einen Husky für den Wolf nehmen können."

Update (14.40): Nach der Betrugsaffäre um den vermeintlichen Löwen hat der Zoo in China mittlerweile seine Tore geschlossen. Die Zoodirektion habe sich öffentlich entschuldigt und eine zeitweilige Schließung zur "Nachbesserung" verfügt.

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