Denkmal für Dichter Robert Gernhardt Darf sich der Göttinger Kragenbär einen runterholen?

In Göttingen ist eine Diskussion um ein Denkmal zu Ehren des Dichters Robert Gernhardt entbrannt. Das Monument soll einen onanierenden Kragenbär zeigen.

Einen Platz haben sie schon nach ihm benannt in Göttingen. Doch nun soll ein Denkmal für den großen Dichter und Spaßmacher Robert Gernhardt dazukommen. Und das bereitet den Honoratioren der Universitätsstadt Kopfzerbrechen.

Gernhardt, geboren in Estland, kam 1946 als kleiner Junge mit seiner Familie nach Göttingen. Er ging dort zur Schule und fühlte sich der Stadt auch dann noch weiter verbunden, als er als Mitbegründer der Neuen Frankfurter-Schule zum wichtigsten zeitgenössischen Dichter deutscher Sprache aufgestiegen war.

So einen Mann kann und sollte man unbedingt ehren. Insofern ist an der Göttinger Idee nichts Verwerfliches. Blöd nur, dass Gernhardt seine Sprachkunst gern und oft dem höheren und niederen Blödsinn gewidmet hat. Sagen wir's offen: Er war dem gepflegten Nonsens zugetan, der gern auch mal das Zotig-Pubertäre streifen durfte.

Auf Details im Schritt verzichtet

Einer von Gernhardts wohl meistzitierten Reimen lautet: "Der Kragenbär, der holt sich munter einen nach dem anderen runter." Ausgerechnet diesen doch recht plastischen Vorgang hat sich der Kasseler Bildhauer Siegfried Böttcher nun zum Vorbild für sein Gernhardt-Denkmal genommen. Ein Model seines Bären hat Böttcher bereits aus Modeliermasse hergestellt. Dabei habe er "auf Details im Schritt bewusst verzichtet", so Böttcher mit einem Augenzwinkern.

Die fertige Bronzeskulptur soll in etwa die Maße einer Waschmaschine haben. Die Idee kommt von Preisträgern des "Göttinger Elch", einer Satire-Auszeichnung. Der Rat der Stadt will sich nach der Sommerpause mit den Plänen beschäftigen. Zuvor hatte es bei manchen Einwohnern ein gewisses Grummeln ob der Anzüglichkeit des Kunstwerks gegeben.

Ob das Tier demnächst tatsächlich in voller Größe auf dem Sockel am Robert-Gernhard-Platz seiner befriedigenden Tätigkeit nachgeht, ist also noch offen. Klaus Hübner von der Lichtenberg-Gesellschaft würde es freuen, wie er dem "Göttinger Tageblatt" bestätigte: "Dann könnten sich die Göttinger demnächst unterm Wichser treffen."

Volker Königkrämer

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