Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat wegen der antideutschen Attacken eines italienischen Staatssekretärs mit der Absage seines Italien-Urlaubs gedroht. "Sollten diese Äußerungen auf Billigung der italienischen Regierung stoßen und ohne Konsequenzen bleiben, wird der Bundeskanzler seinen in Italien geplanten Urlaub absagen", sagte Regierungssprecher Bela Anda dem Berliner 'Tagesspiegel'. Die italienische Tourismusbranche reagierte aufgescheucht, Italiens Außenminister Franco Frattini bedauerte unterdessen die verbalen Angriffe des Staatssekretärs im Wirtschaftsministerium, Stefano Stefani (Lega Nord).
"Besoffen von arroganter Selbstsicherheit"
Stefani hatte in der Tageszeitung 'Padania' über deutsche Touristen gesagt: "Sie bevölkern im Sommerurlaub lautstark unsere Strände, besoffen vor arroganter Selbstsicherheit." Es handele sich um "einförmige, supernationalistische Blonde, die lärmend über unsere Strände herfallen". Außerdem hieß es im Beitrag, sie würden "nach Bier- und Pommes frites-Gelagen Rülpswettbewerbe austragen", hieß es unter anderem in dem Beitrag.
Nun lädt Stefani Schröder zum Urlaub zu sich ein
Der allseits gescholtene Stefani hat Bundeskanzler Schröder nun zu sich eingeladen. "Ich möchte ihn einladen, den Urlaub als mein Gast am Gardesee zu verbringen oder wo er es sonst vorzieht", schrieb Stefani in der Lega Nord-Zeitung 'La Padania' am Dienstag. "So kann Schröder sehen, aus welchem Holz ich geschnitzt bin, und dass ich mich mit den Deutschen wohl fühle, die anders als (der SPD-Europaabgeordnete Martin) Schulz sind. Und ich bin sicher, dass er ganz anders als Schulz ist". Schulz und Italiens Ministerpräsident Berlusconi hatten sich letzte Woche ein Provokationsduell im Europaparlament geliefert. Stefani sagte zu seiner Rettung auch, er sei "lange Zeit mit einer deutschen Frau aus Frankfurt verheiratet gewesen".
Regierungssprecher Anda hatte verkündet: "Dies sind unglaubliche Äußerungen des für Tourismus zuständigen Staatssekretärs in der italienischen Regierung." Es handele sich "um eine Pauschalbeleidigung gegenüber allen Deutschen, die gerne in Italien Urlaub machen". Jeder wisse, wie sehr der Kanzler Italien, "dieses großartige Land mit seinen freundlichen Menschen und seiner herausragenden Kultur", schätze.
Außenminister Frattini: "Grundlose Erklärung"
Außenminister Frattini sagte nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA, er hoffe, dass Stefanis "grundlose Erklärung in keiner Weise die traditionelle Freundschaft zwischen Italien und Deutschland trüben wird". Die hunderttausenden Italiener und Deutschen, die die jeweiligen Länder besuchen würden, seien der beste Beweis der "soliden Beziehungen" zwischen beiden Staaten. "Die deutschen Touristen sind in unserem Land immer willkommen."
Zuvor hatte bereits die Tourismusbehörde der Region Toskana die Äußerungen Stefanis zurückgewiesen. Ihr Sprecher Alessandro Sederigi sagte der Hörfunkagentur dpa/Rufa in Florenz, die Deutschen und die Toskana seien durch "eine historische Beziehung" verbunden. "Wir sind außer uns", lautete sein Kommentar zu den Äußerungen Stefanis.