Guten Morgen,
manchmal verfolgt man einen halben Tag nicht die Nachrichten und ehe man sich versieht, fühlt man sich völlig abgehängt. So ging es mir jedenfalls mit der Diskussion um den Begriff "Hofnarr". Auch in der Sendung von Sandra Maischberger hat er gestern Abend eine Rolle gespielt. Ich habe unten kurz beschrieben, worum es geht und welche Sichtweisen es dazu gibt.
Schreiben Sie mir gern, wie Ihnen der neue Morgennewsletter gefällt – und schauen Sie morgen früh wieder vorbei! Für Feedback erreichen Sie mich unter daniel.sippel [at] stern.de
Einen schönen Tag wünscht Ihnen
Daniel Sippel
"Hofnarr"-Streit bei Maischberger
Ich glaube, dass spätestens seit dem Mittelalter nicht mehr so viel über den "Hofnarr" diskutiert wurde. Eine Erinnerung, warum dieses Wort herumgeistert: Auf einer privaten Geburtstagsfeier hat Bundeskanzler Olaf Scholz den Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) so betitelt. Damit hat er scharfe Kritik auf sich gezogen. Von CDU-Seite wurde Scholz Rassismus gegen den schwarzen Kultursenator vorgeworfen, der Wurzeln in Tansania hat. Der Bundeskanzler und die SPD haben diese Vorwürfe zurückgewiesen. Was ist nun davon zu halten?
Meine Kollegin Miriam Hollstein hat zu dem Fall eine klare Meinung, die Sie hier lesen können:
Auch in der Sendung "Maischberger" wurde der Fall diskutiert. Der bekannte TV-Journalist Theo Koll sagte: "Das Wort 'Hofnarr' ist mit so vielen negativen, abschätzigen Konnotationen verbunden, dass es in jedem Fall unangemessen ist."
Ulrike Herrmann von der taz widerspricht jedoch: Sie habe erst mal nachgesehen, was ein Hofnarr überhaupt sei: "Auf jeden Fall hat 'Hofnarr' überhaupt nichts mit Rassismus zu tun. Das behaupten aber "Bild" und "Focus", damit liegen sie schon mal völlig falsch. Der Hofnarr war früher an den absolutistischen Höfen […] eine sehr geschätzte Figur. [Sie waren] sehr wichtig, weil die hatten die Rolle, die Meinung des Volkes […] dem Herrscher mitzuteilen – in Form von Witzen, damit er das annehmen konnte."

Da fragt Sandra Maischberger mit einem spöttelnden Unterton nach: "Es ist aber nicht so, dass Sie glauben, dass Olaf Scholz dem Herrn Chialo ein Kompliment gemacht hat?" Herrmann winkt ab: "Nein, ich denke auch, dass das eine Beleidigung war, aber man muss ja unterscheiden zwischen einer nicht freundlichen Beleidigung und Rassismus. Das ist was völlig anderes."
Die gesamte Sendung können Sie hier schauen. Was sonst noch in der Sendung passiert ist, lesen Sie hier:
Granatenwurf in Bar
Es klingt wie eine Szene aus einem Horrorfilm: Es ist 20 Uhr, Gäste sitzen friedlich in einer vollen Bar, unterhalten sich, trinken, scherzen. Dann betritt ein Mann den Laden. Er trägt ein Sturmgewehr und wirft wortlos eine Granate, bevor er flüchtet.
So geschehen ist es gestern Abend in Grenoble im Südosten Frankreichs. Mindestens zwölf Menschen wurden – zum Glück nicht lebensbedrohlich – verletzt. Einen terroristischen Hintergrund schließen die Behörden laut einem Staatsanwalt bislang aus. Demnach sei das Motiv des Angreifers noch ungeklärt. Ein Zusammenhang mit der Drogenszene sei eine der Spuren, die derzeit verfolgt würden.
Die Vize-Bürgermeisterin von Grenoble, Chloé Pantel, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Bar sei "ein Ort, an dem sich Einheimische und Menschen von außerhalb des Viertels treffen, vor allem um Fußballspiele anzuschauen".
Berlinale startet
Mit einer Eröffnungsgala beginnt am Donnerstag um 19 Uhr in Berlin das internationale Filmfestival Berlinale. Bei der Veranstaltung im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz wird unter anderem der Goldene Ehrenbär an die schottische Schauspielerin Tilda Swinton verliehen. Das Bühnenprogramm wird von der luxemburgischen Schauspielerin, Moderatorin und Regisseurin Désirée Nosbusch moderiert. Im Anschluss wird der deutsch-französische Eröffnungsfilm "Das Licht" von Tom Tykwer gezeigt.
Zuletzt hat Désirée Nosbusch im stern anlässlich der Feuer in Kalifornien ihre Erlebnisse aufgeschrieben:
Was heute sonst noch wichtig wird
- US-Außenminister Marco Rubio kommt nach Bayern. Er reist zur Münchner Sicherheitskonferenz an. Während seines Aufenthalts in der bayerischen Landeshauptstadt wird er auch am G7-Außenministertreffen teilnehmen.
- Die Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz (CDU/CSU), Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD) treten ab 19.25 Uhr in der ZDF-Sendung "Klartext" auf. Bürgerinnen und Bürger haben dort die Gelegenheit, die Kanzlerkandidaten mit ihren Fragen zu konfrontieren.
Mit Material der Agenturen.