Dresdner Frauenkirche Eine Krone für die Schöne

Eine Stadt bekommt ihr Wahrzeichen zurück. Nach fast 50 Jahren erhält die wiederaufgebaute Dresdner Frauenkirche ihr Kuppeldach mit dem goldenen Strahlenkreuz zurück.

Zehn Jahre und einen Monat nach dem Setzen des ersten Steins wird der Dresdner Frauenkirche heute die "Krone" aufgesetzt. Damit ist das 1945 zerstörte Gotteshaus äußerlich wiederhergestellt. Während eines Gottesdienstes im Freien soll die Turmhaube mit dem acht Meter hohen Strahlenkreuz auf die Laterne über der Sandsteinkuppel gesetzt werden. Damit erreicht das spätbarocke Gebäude, das nach historischen Plänen und unter Verwendung alter und neuer Steine wiedererrichtet wurde, seine endgültige Höhe von 91,24 Metern. Die Zeremonie wird am späten Nachmittag live im MDR-Fernsehen übertragen.

Nach Angaben von Baudirektor Eberhard Burger muss es nahezu windstill sein, damit der Spezialkran die 28 Tonnen schwere Last ans Ziel bringen kann. Zu dem Spektakel werden rund 30 000 Schaulustige erwartet. Unter den Ehrengästen ist der Herzog von Kent. Der Vetter von Queen Elizabeth II. ist Präsident des "Dresden Trust". Die britische Förderinitiative hat seit 1994 rund 750 000 Euro für die Wiederkehr der "Steinernen Glocke" zur Verfügung gestellt und unter anderem die Nachbildung des Original-Kuppelkreuzes finanziert.

Aus den Trümmern geborgen

Es besteht aus 14 Zentimeter starkem und mit 24 Karat Blattgold überzogenem Edelstahl und hat mit seinem Podest eine Höhe von 7,60 Metern. Das alte Turmkreuz wurde 1993 aus den Trümmern der Frauenkirche geborgen und ist heute wieder zu sehen.

Das Kuppelkreuz

Das nach historischem Vorbild gefertigte Kuppelkreuz der Dresdner Frauenkirche wurde als Geste der Versöhnung vom britischen Förderverein Dresden-Trust finanziert. Dessen Präsident, Edward Herzog von Kent, hatte die Pläne für das Kreuz zum 50. Jahrestag der Zerstörung der Stadt am 13. Februar 1995 in Dresden übergeben. Jahrelang sammelte der Verein für die Herstellung des Kuppelkreuzes rund 500 000 Euro. Auch Königin Elizabeth II. spendete.

Das 7,60 hohe Kunstwerk entstand in der Londoner Werkstatt von Grant MacDonald. Kunstschmied Alan Smith, dessen Vater einer der Bomberpiloten über Dresden war, arbeitete ein halbes Jahr daran. Das dem Original aus dem 18. Jahrhundert nachempfundene Kunstwerk besteht aus vergoldetem Kupfer und Edelstahl und wiegt mehr als eine Tonne. Es war im Dezember 1998 beim Besuch des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog auf Schloss Windsor erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und danach in Coventry, Liverpool, Edinburgh und der Londoner St. Pauls Cathedral ausgestellt worden.

55 Jahre nach der Zerstörung brachte der Herzog von Kent die Nachbildung von Johann Georg Schmidts Kunstwerk im Februar 2000 in die Elbestadt. Zum Abschluss des Festakts wurde das Kuppelkreuz mit einem Kran für wenige Minuten auf seine künftige Position in etwa 90 Meter Höhe gehoben. Seitdem stand es auf der Baustelle, wo es vor wenigen Wochen am Boden auf der kupferverblechten Turmhaube verankert wurde. In die Kapsel des Kreuzes wurden aktuelle Ausgaben zweier Dresdner Tageszeitungen, ein Satz Euro-Münzen sowie die alten Münzen aus dem Originalkreuz gelegt. Dabei handelt es sich um eine Medaille zur Grundsteinlegung von 1726, die Münzen des Weihejahres 1743 sowie zur Erneuerung des Turmkreuzes 1908/10.

Das alte, nicht mehr verwendbare Originalkreuz der Frauenkirche war im Juni 1993 aus dem Trümmerberg der Ruine geborgen worden. Es soll künftig einen Platz im Kirchenraum erhalten.

Es mag zu den beeindruckendsten Aspekten im Zusammenhang mit dem neuen Turmkreuz gehören, dass ausgerechnet einer der mit den Arbeiten beauftragten Londoner Kunstschmiede der Sohn eines der britischen Bomberpiloten war, die beim Angriff auf Dresden am 13. Februar 1945 dabei waren. Amerikanische und britische Bomberverbände hatten damals 650.000 Brand- und Sprengbomben abgeworfen, 35.000 Menschen verloren ihr Leben.

Weihe ist im Oktober nächtes Jahres

Das Aufsetzen der kupfernen Turmhaube ist der letzte große Akt vor der Weihe der Frauenkirche am 30. Oktober 2005. Momentan sind 95 Prozent des Wiederaufbaus geschafft. Bereits im Dezember soll die Aussichtsplattform in der Laterne für Besucher geöffnet werden. Die Einnahmen sollen helfen, das Finanzierungsloch von elf Millionen Euro zu füllen.

Die Frauenkirche zählt zu den wichtigsten Werken europäischer Kultur- und Baugeschichte. Das Gotteshaus auf quadratischem Grundriss wurde 1743 nach 17-jähriger Bauzeit fertig gestellt. Die als „Steinerne Glocke„ berühmt gewordene Kuppel der Frauenkirche war die Krönung der Stadtsilhouette Dresdens und zugleich eine geniale baumeisterliche Leistung. Verantwortlich für Bauentwurf und Ausführung war Ratszimmermeister George Bähr.

Nach dem Bombenangriff stürzte die Kuppel ein

Am Vormittag des 15. Februars 1945 - zwei Tage nach dem verheerenden Bombenangriff auf Dresden - stürzte die ausgebrannte Kuppel der Kirche in sich zusammen. Über vier Jahrzehnte erinnerte die Ruine an die Zerstörung Dresdens und die Schrecken des Krieges.

Ende der 80er Jahre setzten sich namhafte Persönlichkeiten in der DDR für einen Wiederaufbau der Frauenkirche ein und begannen, Spenden zu sammeln. Die friedliche Revolution und die Wiedervereinigung Deutschlands brachte auch die Wende für die Dresdner Frauenkirche: Im November 1989 gründeten engagierte Dresdner eine Bürgerinitiative für den Wiederaufbau der Frauenkirche. Anfang 1991 beschloss die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens den Beitritt zu einer zu gründenden Stiftung, ein Jahr später beschloss die Landeshauptstadt, den Wiederaufbau finanziell und ideell zu unterstützen.

Nach dem Abschluss des Aufbaus und der Außenarbeiten geht derzeit der Innenausbau unaufhaltsam voran - notwendige Voraussetzung für den Weihetermin am 30. Oktober 2005.

DPA
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