Nach Geiselnahme Nun doch: Hamburger Flughafen erhöht Sicherheitsmaßnahmen

Michael Eggenschwiler, Chef des Flughafens Hamburg
Michael Eggenschwiler (r.), Vorsitzender der Geschäftsführung des Hamburg Airports im April bei der Eröffnung des "Slot & Fly"-Sevices gemeinsam mit Michael Schuol (l.), Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover
© Georg Wendt / DPA
Die dramatische Geiselnahme, die den Hamburger Flughafen am Wochenende über Stunden lahmgelegt hat, weckt Zweifel am Sicherheitskonzept. Nun verspricht der Flughafenchef, dass nachgebessert werde. Wann und wie das geschieht, bleibt allerdings offen.

Der Flughafen habe bereits am Wochenende begonnen, die Ereignisse aufzuarbeiten, sagte Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Geschäftsführung des Hamburg Airport am Dienstagmittag auf Anfrage von Journalisten. "Für uns steht fest, wir werden bauliche Maßnahmen umsetzen, um die Sicherheit der Zugangspunkte zu verstärken", sagte er weiter. Die Geiselnahme am Wochenende sei eine Ausnahmesituation gewesen, eine der schwierigsten Stunden in der Geschichte des Flughafens. "Das hat auch mich persönlich betroffen", sagte Eggenschwiler. Er habe die ganze Nacht bei den Einsatzkräfte zugebracht und sich darauf konzentriert, die Lage zu bewerten. Der Vorfall habe "zu einem Umdenken geführt und zeigt, dass das Sicherheitskonzept laufend neu bewertet werden muss  – auch vor der veränderten Sicherheitslage in der Welt."

Am Samstagabend hatte ein Mann mit seinem Auto, in dem auch seine vierjährige Tochter saß, eine Absperrung am Tor zum Vorfeld des Hamburger Flughafens durchbrochen. Er schoss laut Polizei auf dem Gelände in die Luft und warf Brandsätze aus dem Wagen. Mehr als 18 Stunden lang stand sein Auto danach neben einer Maschine der Turkish Airlines. Erst nach intensiven Verhandlungen konnte die Polizei die Geiselnahme am frühen Sonntagnachmittag beenden.

Harsche Kritik am Flughafen Hamburg

Obwohl die Situation glimpflich ausgegangen ist und die Einsatzkräfte gelobt wurden, kam schnell harsche Kritik am Sicherheitskonzept des Flughafens auf. Luftverkehrsexperten und auch ein Sprecher der Deutschen Polizeigewerkschaft monierten gravierende Sicherheitslücken, das Sicherheitskonzept sei zu lax, die Flughafenbetreiber und Behörden "unfassbar naiv", sagte Luftverkehrsexperte Heinrich Großbongardt im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Spiegel".

Die Geschäftsführung des Flughafens hatte bislang keine Stellung bezogen. Eggenschwiler reagierte nun auf Anfrage einiger Journalisten, kommentierte die erhobenen Vorwürfe aber nicht. "Wir haben schnell reagiert und wir werden bauliche Maßnahmen angehen", beharrte Eggenschwiler, der Ende des Jahres planmäßig in den Ruhestand gehen wird. Der Flughafen werde umgehend die erforderlichen Investitionen für neue Sicherheitsmaßnahmen bereitstellen. Wie hoch die ausfallen werden und wann sie umgesetzt werden, sagte er nicht. Dazu sei eine enge Abstimmung mit den Behörden erforderlich, wofür bereits kurzfristig Termine anberaumt worden sein. "Wir werden das schnellstmöglich machen. Das hat Priorität", so Eggenschwiler.

Sicherheitskonzept auf dem Prüfstand

Dabei würden die Schutzmaßnahmen für den gesamten 75 Hektar großen Flughafenstandort überprüft. Der verbesserte Schutz der Zufahrten hätte besondere Priorität. Dabei müsste jedoch der technisch machbare Schutz und der praktische Zugang auch für Sicherheitskräfte abgewogen werden. Tests für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen laufen bereits seit Wochen, nachdem sich Klimaschützer Zugang zum Vorfeld verschafft und auf das Rollfeld geklebt hatten. "Wir haben auch den Vorfall ernst genommen und erste Maßnahmen eingeleitet", so Eggenschwiler auf die Frage, warum es nun wieder zu einem Vorfall kommen konnte. "Aber wir haben gelernt, dass das ein dynamischer Prozess ist, der ein Umdenken erfordert und auch weitere Anpassungen notwendig machen wird."  Weitere Risiken könne er nicht ausschließen, deshalb sei die Anpassung des Sicherheitskonzepts eine dauerhafte Aufgabe.

Zudem prüft das Management derzeit juristische Schritte. "Der unbefugte Zutritt ist eine Straftat egal in welcher Art und Weise das geschieht", so Eggenschwiler. Deshalb werden wir auch juristische Schritte prüfen.

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