Nahost Islamfeindliche US-Biker sichern offenbar Hilfsgüterstandorte in Gaza

Hilfsgüterausgabestellen in Gaza
Hilfsgüterausgabe in Gaza: Für viele Palästinenser ist es die einzige Möglichkeit, an Nahrung zu kommen
© Moiz Salhi / DPA
Bei der Ausgabe von Hilfsgütern in Gaza kommt es immer wieder zu Chaos und Gewalt. Eine Recherche zeigt: Für die Sicherheit sind offenbar "moderne Kreuzritter" zuständig.

Seit Monaten hungern die Menschen in Gaza. Auf der Suche nach Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneartikeln suchen sie Standorte der Gaza Humanitarian Foundation auf, wo Hilfsgüter an die Bevölkerung ausgegeben werden. Allerdings kommt es an den Ausgabestellen immer wieder zu chaotischen Szenen und Schießereien, bei denen bisher Hunderte Hilfsbedürftige ums Leben gekommen sind.

Eine Recherche der britischen BBC hat nun ergeben: Anti-islamische Mitglieder einer US-amerikanischen Biker-Gang arbeiten als Sicherheitskräfte an den Hilfsgüterstandorten. Der Sender hat nach eigener Aussage die Identität von zehn Angehörigen des "Infidels Motorcycle Club" bestätigt, die in Gaza für das private Sicherheitsunternehmen UG Solutions tätig sind.

Das Unternehmen wurde von der Gaza Humanitarian Foundation mit dem Schutz von Einrichtungen beauftragt. Dort kam es wiederholt zu Vorfällen, bei denen zahlreiche Zivilisten bei der Verteilung von Hilfsgütern getötet wurden. Sieben Mitglieder der Biker-Gang sind laut BBC in leitenden Positionen und mit der Überwachung der Standorte einer Hilfsaktion betraut, die von Israel sowie dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump unterstützt wird.

Mehrfach verurteilter Veteran soll Anführer der "Infidels" in Gaza sein

Die "Infidels", ein 2006 von US-Veteranen des Irakkriegs gegründeter Biker-Club, sehen sich selbst als moderne Kreuzritter und verwenden das Kreuzritterkreuz als Symbol – eine Anspielung auf die mittelalterlichen Christen, die gegen die Muslime um die Kontrolle über Jerusalem kämpften. Auf Facebook verbreitet die Biker-Gang antimuslimische Inhalte und provozierte in der Vergangenheit mit Aktionen wie einem Schweinebratenfest während des muslimischen Fastenmonats Ramadan.

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Der Anführer der Gruppe ist ein ehemaliger US-Armee-Sergeant, der wegen Verschwörung zur Bestechung, Diebstahls und Falschaussagen gegenüber Militärbehörden verurteilt wurde. Heute ist er laut BBC als "Country Team Leader" für den Einsatz von UG Solutions in Gaza verantwortlich.

Islamfeindliche Biker als Sicherheitskräfte: "Das ergibt überhaupt keinen Sinn"

Die Sicherheitsfirma UG Solutions verteidigte BBC gegenüber die Qualifikationen seiner Mitarbeiter. Zudem erklärte UG Solutions, dass es keine Personen aufgrund "persönlicher Hobbys oder Zugehörigkeiten, die nichts mit der Arbeitsleistung zu tun haben", aussortiere. Die Gaza Humanitarian Foundation sagte der BBC, sie verfolge "eine Null-Toleranz-Politik gegenüber hasserfüllten, diskriminierenden Vorurteilen oder Verhaltensweisen".

UG Solutions soll seinen Mitarbeitern 980 Dollar (umgerechnet etwa 840 Euro) pro Tag bezahlen, einschließlich Spesen. Teamleiter an den Hilfsgüterstandorten in Gaza sollen dem Sender zufolge sogar 1580 Dollar (umgerechnet etwa 1350 Euro) täglich bekommen.

"Den Bikerclub 'Infidels' mit der Lieferung humanitärer Hilfe in Gaza zu beauftragen, ist wie den KKK [Ku-Klux-Klan, Anm. d. Red.] mit der Lieferung humanitärer Hilfe im Sudan zu beauftragen. Das ergibt überhaupt keinen Sinn", zitiert die BBC Edward Ahmed Mitchell, stellvertretender Direktor einer führenden muslimischen Bürgerrechtsorganisation in den USA. "Das führt zwangsläufig zu Gewalt, und genau das haben wir in Gaza gesehen."

Seit der Eröffnung der Hilfsgüterausgabestellen Ende Mai kommt es dort regelmäßig zu chaotischen und teils gefährlichen Situationen. Nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten wurden bis zum 2. September insgesamt 1135 Zivilisten – darunter Kinder, Frauen und Männer – in der Nähe von Hilfsgüter-Standorten getötet.

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