Ein 88 Jahre alter Mann mit Verbindungen zu verschiedenen rechtsradikalen Gruppen hat nach Medienberichten am Mittwoch im Holocaust-Museum in Washington das Feuer eröffnet und einen Sicherheitsbeamten getötet. Bei einem Schusswechsel mit anderen Sicherheitskräften im Museum wurde der Schütze dann selbst getroffen, wie ein Polizeisprecher bestätigte.
US- Präsident Barack Obama zeigte sich bestürzt von der Tat. Der Vorfall "erinnert uns daran, dass wir wachsam sein müssen gegenüber Antisemitismus und Vorurteilen aller Art", heißt es in einer Erklärung des Präsidenten. "Keine amerikanische Institution ist so wichtig bei diesen Bemühungen wie das Holocaust-Museum, und keine Gewalttat wird unsere Entschlossenheit mindern, die, die wir verloren haben, zu ehren, indem wir eine friedlichere und tolerantere Welt schaffen." Obama hatte erst Ende vergangener Woche in Deutschland die KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar besucht.
Der Schütze sowie der Sicherheitsbeamte seien zunächst mit Schusswunden in ein Krankenhaus gebracht worden, wo der Wachmann wenige Stunden später gestorben sei, teilte die Polizei weiter mit. Ein dritter Mensch sei vermutlich durch Glassplitter leicht verletzt worden, habe aber keine weitere Behandlung benötigt. Nach Angaben eines Museumssprechers wurde das Gebäude geräumt, nachdem die ersten Schüsse zu hören gewesen waren.
Der Täter wurde nach Angaben des Senders CNN inzwischen als James Von Brunn identifiziert. Er habe bereits in der Vergangenheit als "eingefleischter" Rechtsextremist und Rassist von sich reden gemacht, sei aber anscheinend seit längerem nicht mehr "aktiv" gewesen. Die Polizeichefin von Washington, Cathy Lanier, bestätigte den Namen jedoch auf einer Pressekonferenz zunächst nicht.
Die Menschen warfen sich auf den Boden
Nach ihren Angaben wird nach vorläufigem Ermittlungsstand aber davon ausgegangen, dass der Täter allein handelte. Der Bürgermeister von Washington, Adrian Fenty, beschrieb den Zustand des Schützen als "kritisch".
Nach Angaben der Polizei trug der Schütze eine "lange Waffe". Er habe das Museum betreten und das Feuer auf einen der Sicherheitsmänner eröffnet. Weitere Wachleute hätten dann zurückgeschossen.
Eine Augenzeugin sagte der Nachrichtenagentur AFP, sie habe den Schützen gesehen, als er das Gebäude betrat. Er habe eine "lang aussehende Waffe" gehalten. Dann habe sie ungefähr fünf Schüsse gehört. "Die Leute haben geschrien und sich auf den Boden und unter Bänke geworfen", berichtete die 22-Jährige, die aus San Francisco zu Besuch in der Hauptstadt war.
Das Holocaust-Museum wurde nach der Schießerei für den Rest des Tages geschlossen. Die umliegenden Straßen wurden abgeriegelt.
Das Museum an der Mall im Herzen der US-Hauptstadt war 1993 eröffnet worden. Es ist den etwa elf Millionen Opfern des Nationalsozialismus vor und während des Zweiten Weltkriegs gewidmet: Juden, aber auch sowjetischen und polnischen Kriegsgefangenen, Behinderten, Homosexuellen, Oppositionellen. Mit dem umfassenden Archiv, den Listen von Überlebenden und der Gedenkhalle ist es das größte Zentrum über den Holocaust überhaupt. Bislang haben rund 30 Millionen Menschen das Museum besucht, unter ihnen auch viele Staats- und Regierungschefs.