Podcast "Die Lage – International" Sicherheitsexperte warnt: "Die Amerikaner sind auf dem Weg raus"

Podcast "Die Lage – International": Sicherheitsexperte warnt: "Die Amerikaner sind auf dem Weg raus"
© Alexander Kazakov / Imago Images
Der Politologe Christian Mölling wirft Washington Naivität im Umgang mit Russland vor. Für die Europäer sei aber ein anderer Punkt der US-Strategie noch bedrohlicher.

Der Sicherheitsexperte Christian Mölling hat die jüngsten Gespräche von US-Vertretern in Moskau kritisiert. Wladimir Putin zeige keinerlei Bereitschaft zu Zugeständnissen, während gleichzeitig die Nato strategisch geschwächt werde, sagte Mölling im stern-Podcast "Die Lage – International".

"Russland ist zum jetzigen Zeitpunkt zu keinen Kompromissen bereit. Warum sollten sie auch? Sie glauben, sie sind auf der Gewinnerstraße", so Mölling, der als Senior Advisor beim Brüsseler Thinktank "European Policy Centre" tätig ist. Die russische Seite nutze die Situation, um den Eindruck eines unvermeidbaren russischen Sieges zu verstärken.

Konkret sieht Mölling bei den Verhandlungen keinerlei Fortschritt: "Witkoff und Kushner haben gut gegessen in Moskau, ein paar anstrengende Stunden gehabt – mit dem Ergebnis, dass es natürlich keine Bewegung bei den Russen gegeben hat."

Donald Trumps Sondergesandter Steve Witkoff und Jared Kushner, der Schwiegersohn des US-Präsidenten, waren am Dienstag nach Moskau gereist, um mit Putin über die abgewandelte Version des einstigen 28-Punkte-Plans zu sprechen. Moskau lehnte diese ab.

"Drittes oder viertes Mal, dass man auf die Russen reinfällt"

Mölling warnte vor einer gefährlichen Naivität in Washington. "Es ist das dritte oder vierte Mal, dass man sich auf die Russen einlässt, ohne einen Grund dafür zu haben", sagte er. Russland habe klargemacht, dass es an seinen Kriegszielen festhalte. 

Der Versuch von US-Präsident Donald Trump, Wirtschaftsthemen und Sicherheitsfragen miteinander zu verknüpfen, sei zwar nachvollziehbar gewesen, doch letztlich wirkungslos geblieben. Auch die Überlegung, eingefrorene russische Staatsgelder einzusetzen, habe keine Bewegung gebracht.

Positiv sei höchstens, dass der Westen nun klarer sehe, dass von Russland keinerlei Entgegenkommen zu erwarten sei. "Diese Kompromisslosigkeit bleibt da. Man wird sich wieder fragen müssen: Wie erhöhen wir die Kompromissbereitschaft? Mit mehr Druck, mit mehr Waffenlieferungen?"

Mölling sieht konkurrierende Lager in US-Regierung

Schwerwiegend sei auch das unklare Bild amerikanischer Außenpolitik unter Trump. "Man kann den Unterschied zwischen formaler US-Politik, Businessbuddies und Familie nur noch schwer treffen", sagte Mölling. Zwischen Außenminister Marco Rubio, Steve Witkoff und Jared Kushner gebe es konkurrierende Rollen, Lager und Interessen. Unklar sei dabei, ob sich US-Vizepräsident J. D. Vance quasi "an Trump vorbei" ein Machtzentrum aufbaue.

Dass US-Außenminister Rubio nicht am Nato-Außenministertreffen zur Unterstützung der Ukraine am Mittwoch in Brüssel teilnahm, wertet Mölling als bedrohliches Signal: "Die Amerikaner sind im Grunde auf dem Weg raus aus der Nato oder kein verlässlicher Partner mehr." Bereits mit dem 28-Punkte-Plan habe sich die USA "eher als Vermittler" denn als Bündnismitglied präsentiert. Im Originalplan hatte – ohne Rücksprache mit den europäischen Partnern – unter anderem gestanden, dass die Nato auf eine Aufnahme der Ukraine verzichten würde.

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