Die Floskel hatten Politiker für die Gesundheitsreform, das Bahnprojekt Stuttgart 21 oder den Ausbau des Frankfurter Flughafens verwendet: Jetzt ist "alternativlos" zum Unwort des Jahres 2010 gekürt worden. "Das Wort suggeriert sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe", sagte der Sprecher der Unwort-Jury, Horst Dieter Schlosser, am Dienstag in Frankfurt.
"Das 'Basta' der Merkel-Regierung"
"Behauptungen dieser Art sind 2010 zu oft aufgestellt worden. Sie drohen, die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung zu verstärken." Die Entscheidung ist auch eine Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): Sie hatte das Wort zur Begründung der Griechenlandhilfe gebraucht. "Das ist das 'Basta' der Merkel-Regierung", sagte Schlosser.
Unter den 624 Vorschlägen war "alternativlos" leicht favorisiert ins Rennen gegangen. Besonders in der Kritik der Jury stand auch der Begriff "Integrationsverweigerer". Das von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in Umlauf gebrachte Wort verbreite die Unterstellung, dass Migranten in größerem Umfang selbst ihre Integration verweigerten.
Auch "Geschwätz des Augenblicks", eine Formulierung des Dekans des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, in der Ostermesse des Papstes, missfiel den Sprachkritikern. Damit sei versucht worden, die massiven Vorwürfe sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche beiseitezuschieben.
Auch "Wutbürger" nominiert
Auch "unumkehrbar" oder "Wutbürger" waren Titel-Kandidaten. "Steuersünder" und "Schwarzsparer" standen als Begriffe für Bürger, die ihre Konten im Ausland vor dem Staat verstecken, zur Abstimmung. Auch die "Brückentechnologie" für die Atomkraft und das "Sparpaket" der Bundesregierung waren unter den Vorschlägen.
Die Wahl eines "Unworts des Jahres" erfolgte bereits zum 20. Mal. Begründet wurde diese sprachkritische Aktion 1991. Diesmal hatten sich 1.123 Einsenderinnen und Einsender aus dem In- und Ausland beteiligt.