Das "Unwort des Jahres 2012" lautet "Opfer-Abo". Das teilte die "Unwort"-Jury unter dem Vorsitz der Sprachwissenschaftlerin Nina Janich am Dienstag in Darmstadt mit. Das Schlagwort wurde einer Äußerung von Jörg Kachelmann zugeordnet. Der Schweizer Moderator hatte im Herbst in mehreren Interviews davon gesprochen, dass Frauen in der Gesellschaft ein "Opfer-Abo" hätten. Die Jury kritisierte den Begriff dafür, dass er Frauen "pauschal und in inakzeptabler Weise" unter den Verdacht stelle, sexuelle Gewalt zu erfinden und damit selbst Täterin zu sein.
Die Sprachforscher betonten zugleich, sie urteilten damit nicht über den Fall Kachelmann. Der Wettermoderator war im Mai 2011 vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen worden.
Zu weiteren Unwörtern wählte die Jury "Pleite-Griechen" und "Lebensleistungsrente". Der Begriff "Pleite-Griechen" diffamiere ein ganzes Volk in "unangemessener und unqualifizierter Weise", erklärten die Sprachforscher. Das Wort "Lebensleistungsrente" sei eine "irreführende bis zynische Bezeichnung für ein Vorhaben, bei dem unter sehr restriktiven Bedingungen eine geringfügige Zusatzleistung des Staates versprochen wird".
"Wort des Jahres" war "Rettungsroutine"
Zum "Unwort des Jahres 2011" war "Döner-Morde" gewählt worden, 2010 "alternativlos" und 2009 "betriebsratsverseucht".
Neben der unabhängigen, sprachkritischen Jury mit ihrer Sprecherin in Darmstadt wählt davon getrennt die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden das "Wort des Jahres". Für 2012 wurde im Dezember der Begriff "Rettungsroutine" bekanntgegeben. Das Wort stehe für die immer wiederkehrenden Maßnahmen zur Rettung des Finanzsystems.