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Dänemark Kopenhagen: Polizei bestätigt drei Tote nach Bluttat in Einkaufszentrum – und schließt Terror aus

Rettungskräfte im Einsatz vor dem Kopenhagener Einkaufszentrum
Rettungskräfte sind im Einsatz vor dem Kopenhagener Einkaufszentrum
© Olafur Steinar Gestsson / dpa / dpa
Die Polizei sperrt die dänische Hauptstadt Kopenhagen weiträumig ab – doch viele Fragen sind nach der Bluttat in einem Kopenhagener Einkaufszentrum mit drei Toten und 27 Verletzten offen. Ist der festgenommene 22-Jährige der Täter? Und warum feuerte er in die Menge?

Nach der Bluttat in einem Kopenhagener Einkaufszentrum mit mindestens drei Toten sucht die dänische Polizei fieberhaft nach den Hintergründen für die Tat. "Wir kennen das Motiv bisher nicht, aber ich kann versichern, dass die Behörden alles unternehmen, um diesen Fall aufzuklären und damit die Verantwortlichen strafrechtlich verfolgt werden können", sagte Justizminister Mattias Tesfaye der Agentur Ritzau. 

Angriff in Kopenhagen laut Polizei kein Terror

Bei dem Angriff hat es sich nach Ansicht der dänischen Polizei nicht um eine Terrortat gehandelt. "Es gibt keine Hinweise in den Ermittlungen, Dokumenten oder Zeugenaussagen, die belegen könnten, dass es sich um Terror handelt", sagte Chefinspekteur Søren Thomassen am Montag dem Sender TV2 zufolge. Der mutmaßliche Täter habe wahllos auf Menschen gefeuert. Dabei starben ein 47-jähriger Mann mit russischer Staatsbürgerschaft, der in Dänemark lebte, sowie zwei 17-Jährige.

Nach bisherigem Erkenntnisstand wurden bei der Tat 27 Menschen verletzt. Neben den vier Menschen, die der Täter durch Schüsse schwer verletzt habe, seien drei weitere Personen wegen möglicher Streifschüsse behandelt worden, teilte die Kopenhagener Polizei am Montag mit. 20 Menschen hätten sich außerdem bei der Flucht aus dem Einkaufszentrum leichtere Verletzungen zugezogen. Dazu zähle etwa ein gebrochenes Bein oder ein gebrochener Arm, sagte ein Sprecher der dänischen Hauptstadt-Region dem Fernsehsender DR. Bei den vier Schwerverletzten handele es sich um eine 40-jährige und eine 19-jährige Dänin sowie einen 50-jährigen Mann und eine 16-jährige Frau aus Schweden, sagte der Chefinspekteur. 

Thomassen sagte, der mutmaßliche Schütze habe allem Anschein nach alleine gehandelt. Es gebe keine Hinweise, dass der festgenommene 22 Jahre alte Däne Komplizen gehabt habe. Der Mann habe sich in der Vergangenheit Hilfe in einer Psychiatrie gesucht. Zu einem Motiv wollte sich Thomassen zunächst nicht äußern. Die Polizei hatte zuvor eine Wohnung im Kopenhagener Stadtteil Valby durchsucht.

Verdächtiger in Kopenhagen der vorsätzlichen Tötung beschuldigt

Die Staatsanwaltschaft in Kopenhagen wirft dem Tatverdächtigen des Amoklaufs vorsätzliche Tötung und versuchte Tötung vor. Das berichteten mehrere dänische Medien am Montag aus der Anhörung des Verdächtigen vor einem Haftrichter. 

Der mutmaßliche Schütze sei der Polizei "grundsätzlich bekannt" gewesen, sagte Thomassen. Weitere Angaben hierzu machte er nicht. Die Polizei geht davon aus, dass der Täter alleine handelte. "Bis wir absolut sicher sind, dass die Hypothese zutrifft, werden wir eine weitreichende Untersuchung durchführen und eine massive operative Präsenz in Kopenhagen aufrechterhalten, bis wir sagen können, dass er alleine war", sagte Thomassen. Bei der Festnahme habe der Mann ein Gewehr und Munition dabei gehabt. Möglicherweise sei aber noch eine andere Waffe im Spiel gewesen. 

Auf Amateurvideos aus dem Gebäude waren Schüsse zu hören. Auf anderen war zu sehen, wie ein Mann mit einer Langwaffe in der Hand an Geschäften vorbei ging. Der Festgenommene soll an diesem Montag vernommen werden, wie es weiter hieß. Er werde wegen Totschlags angeklagt. Der Vorwurf könne sich aber noch ändern. Ob der Mann Mitglied in einem Schützenverein war und ob er die Waffe legal besaß, wollte die Polizei zunächst nicht mitteilen.

Das dänische Königshaus rief zum Zusammenhalt auf. "Die Situation erfordert Einigkeit und Fürsorge, und wir danken der Polizei, den Rettungsdiensten und den Gesundheitsbehörden für ihr schnelles und effektives Handeln in diesen Stunden", hieß es in einer Mitteilung von Königin Margrethe II. und dem Kronprinzenpaar - Frederik und Mary - am späten Sonntagabend. Die Königsfamilie zeigte sich betroffen von der "schockierenden Nachricht". "Unsere Gedanken und unser tiefstes Mitgefühl sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen Betroffenen der Tragödie." Nach Bekanntwerden der Tat hatte das Königshaus bereits einen Empfang mit Kronprinz Frederik abgesagt.

Dänische Ministerpräsidentin Frederiksen nannte die Tat einen "grausamen Angriff"

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen verurteilte die Tat als "grausamen Angriff". Sie forderte die Menschen im Land auf, zusammenzuhalten und sich gegenseitig zu unterstützen. "Wir alle wurden brutal aus dem strahlenden Sommer gerissen, den wir gerade erst begonnen hatten", teilte Fredriksen. "Es ist unverständlich. Herzzerreißend. Zwecklos. Unsere schöne und sonst so sichere Hauptstadt wurde im Bruchteil einer Sekunde verändert."

Einsatzkräfte riegelten die gesamte Insel Seeland ab, auf der die dänische Hauptstadt liegt. Mehrere Straßen und Autobahnausfahrten wurden gesperrt. Um mehr Kräfte für die Untersuchung der Bluttat zur Verfügung zu haben, übernahmen Soldaten Bewachungsaufgaben von der Polizei. Die Behörden richteten einen Ort ein, an dem Augenzeugen ihre Aussage machen und psychologische Betreuung in Anspruch nehmen können.

Harry Styles sagte sein geplantes Konzert ab

Ein Auftritt des britischen Sängers Harry Styles in einer nahe gelegenen Konzerthalle wurde abgesagt. Der Konzertveranstalter Live Nation teilte mit, dies sei auf Anordnung der dänischen Polizei geschehen. Ob die Show nachgeholt wird, war zunächst unklar. "Wir sind alle am Boden zerstört von den Ereignissen des Tages und unsere Gedanken sind bei den Opfern und deren Familien." Es wird vermutet, dass sich viele Konzertbesucher in dem nur wenige Hundert Meter entfernten Einkaufszentrum aufhielten, zum Beispiel um noch etwas zu essen.

gfk DPA

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