Das Jahr 1983 änderte das Leben von Maurice Hastings für immer. Der damals 31-Jährige wurde für einen Mord verhaftet, den er nicht begangen hatte. Erst in dieser Woche kam der mittlerweile 69-Jährige wieder auf freien Fuß. "Was Herr Hastings widerfahren ist, ist eine grauenhafte Ungerechtigkeit", entschuldigte sich George Cascón, der Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles County. Das Justizwesen sei nicht perfekt und wenn man neue Hinweise darauf bekomme, dass eine Verurteilung nicht rechtens sei, dann "ist es unsere Verpflichtung, schnell zu handeln".
Doch was war passiert? Hastings wurde des Mordes an Roberta Wydermyer und zweifachem Mordversuch beschuldigt. Die 30 Jahre alte Wydermyer wurde im Juni 1983 mit einem Kopfschuss tot im Kofferraum ihres Autos in Inglewood gefunden. Der Gerichtsmediziner vermutete einen sexuellen Übergriff und ließ mehrere DNA-Spuren vom Körper sammeln – unter anderem wurde Sperma im Mund der Frau gefunden. Hastings wurde daraufhin wegen Mordes angeklagt, die Staatsanwaltschaft forderte die Todesstrafe gegen ihn. Doch nachdem eine erste Jury kein Urteil fällte, entschied sich eine weitere Jury 1988 dazu, Hastings zu lebenslanger Haft ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung zu verurteilen.
Maurice Hastings beteuert seit 38 Jahren seine Unschuld
Hastings jedoch beharrte immer auf seine Unschuld und beantragte bereits 2000 eine erneute Untersuchung der DNA-Spuren, was jedoch von der Staatsanwaltschaft abgelehnt wurde. Das Los Angeles Innocence Project wurde später auf den Fall aufmerksam. Die Organisation ist darum bemüht, die Unschuld von Angeklagten mithilfe von DNA-Untersuchungen nachzuweisen. Nachdem Hastings im vergangenen Jahr erneut seine Unschuld beteuerte, wurden die DNA-Spuren im Juni 2022 erneut ausgewertet. Die Analyse ergab, dass Hastings unschuldig war. Die Spuren führten zu einem 2020 verstorbenen Häftling, der wegen einer bewaffneten Entführung, Vergewaltigung und erzwungenem Oralverkehr zu einer 56-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Nachdem das Los Angeles Innocence Project Mitte Oktober den Antrag stellte, die Haftstrafe gegen Maurice Hastings aufzuheben, wurde dieser am Freitag aus der Haft entlassen.
Auf einer Pressekonferenz zeigte sich Hastings am Freitag dankbar. "Ich will mit meinem Finger auf niemanden zeigen, denn ich stehe hier nicht als verbitterter Mann", erklärte der 69-Jährige. Er wolle zukünftig sein Leben genießen und nicht mehr zurückschauen. Dem 69-Jährigen steht zudem eine Entschädigung zu. Ein Schadensersatzgesetz in den USA sieht bei unrechtmäßigen Verurteilungen ein Minimum von 50.000 Dollar Entschädigung pro Haftjahr vor. Hastings Familie wollte davon jedoch nichts wissen, stattdessen freute sich die Familie auf das erste gemeinsame Abendessen seit 38 Jahren.
Quellen: Staatsanwaltschaft Los Angeles County, NBC Los Angeles, dpa