Der türkische Getränkehändler, der wegen des Todes von drei jungen Deutschen nach einer Wodka-Party gesucht wird, ist weiter auf der Flucht. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete am Mittwoch, das zuständige Gericht habe einen Haftbefehl für den Mann bestätigt. Türkische Zeitungen hatten berichtet, der wegen Methanolanteilen giftige Alkohol sei von der Firma Germiyan Pazarlama geliefert worden. Der Inhaber der Firma sei nicht mehr unter seiner Adresse zu finden und offensichtlich geflüchtet. Inzwischen sind drei Verdächtige festgenommen worden, darunter zwei Manager des Hotels Anatolia Beach.
Sieben Schüler eines Lübecker Bildungszentrums hatten in ihrem Hotel in Kemer den giftigen Alkohol in der Annahme getrunken, es sei Wodka. Den Schnaps hatten sie nach eigenen Aussagen in dem Hotel gekauft, um trotz Verbots des Lehrers eine private Party zu feiern. Ein 21-Jähriger starb noch im Hotel an Methanolvergiftung, ein 17-Jähriger und ein 19-Jähriger starben am vergangenen Wochenende in der Lübecker Uniklinik, nachdem sie eine Woche im Koma gelegen hatten. Vier weitere Schüler überlebten die Vergiftungen.
Mit einem Gedenkgottesdienst wollen Familie und Freunde am Donnerstag in Stockelsdorf bei Lübeck von dem 17-Jährigen Abschied nehmen. In der Türkei haben die Behörden unterdessen die Kontrollen zum Aufspüren gepanschten Alkohols verschärft. Nach einem Bericht der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu haben am Mittwoch in Kemer sechs Ermittler damit begonnen, Hotels, Restaurants und Geschäfte zu durchsuchen.
Einer der Schüler hat inzwischen dem Lehrer vorgeworfen, seine Aufsichtspflichten verletzt zu haben. Der Lehrer habe sich während der ganzen Reise kaum um die Gruppe gekümmert, hatte der 19-Jährige am Mittwoch im Sender "NDR 1 Welle Nord" behauptet. Sein 21 Jahre alter Mitschüler habe mehr als 20 Stunden in seinem Hotelzimmer gelegen, bevor der Lehrer nach ihm geschaut habe, sagte der Schüler weiter.
Der Geschäftsführer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Bernd Schauer, sagte dazu, wenn das zuträfe, sei das tatsächlich problematisch. "Ein Lehrer auf Klassenfahrt sollte schon wissen, wo seine Schüler sind und das gegebenenfalls auch kontrollieren", sagte Schauer. Ansonsten stellte er sich schützend vor den Lehrer. Man dürfe nicht vergessen, dass die jungen Leute gegen das Alkoholverbot verstoßen hätten, das auf Klassenfahrten auch für volljährige Schüler gelte, sagte Schauer.
In der türkischen Tourismusbranche mehren sich unterdessen die Forderungen nach einem schärferen Vorgehen gegen Alkoholpanscher. Der Vorsitzende des türkischen Hoteliersverbandes Türofed, Ahmet Barut, machte die hohe Alkoholsteuer in der Türkei mit dafür verantwortlich, dass sich Gastwirte aus dubiosen Quellen bedienten. Dennoch müsse es "härteste Strafen ohne Ansehen der Person" geben, forderte Barut.
Das Jahr 2008 war mit mehr 30 Millionen Touristen und einem Umsatz von rund 22 Milliarden US-Dollar (etwa 17 Milliarden Euro) ein Rekordjahr für die Türkei. Die Verantwortlichen fürchten, dass die Nachrichten über gepanschten Alkohol zu einem Rückgang der Buchungen führen könnten.