Wegen Einreiseverbot Tausende Rinder siechen auf offenem Meer dahin

Viehtransportschiff
Das Viehtransportschiff kam Ende Oktober vor der Küste der türkischen Stadt Bandirma im Marmarameer an – die Rinder durften aber nicht an Land gehen
© Animal Welfare Foundation / DPA
Die Rinder, viele davon trächtig, stehen in ihren eigenen Exkrementen – ohne Aussicht auf Entkommen. Rund 4000 Tiere müssen seit Monaten auf Transportschiff ausharren.

Tierschützer sehen Tausende Rinder aus Uruguay an Bord eines Viehtransportschiffs mit dem Tode bedroht. Der vor zwei Monaten in See gestochene Frachter Spiridon II befindet sich nach einer Ablehnung der Türkei offenbar wieder auf dem Rückweg nach Montevideo, wie der Schiffsverfolgungsdienst MarineTraffic zeigt. Offiziell bestätigt ist das nicht.

Der Viehtransport mit knapp 4000 Rindern hatte nach der langen Anreise mehrere Wochen vor der türkischen Küste ausgeharrt und durfte unter anderem wegen fehlender Dokumente nicht in der Türkei ausladen, wie das Kommunikationsdirektorat des Landes mitteilte. 

"Gehen davon aus, dass Schiff leer ankommen wird"

"Wenn das Schiff wirklich wie angegeben nach Uruguay zurückkehrt, gehen wir davon aus, dass das Schiff leer ankommen wird", teilte die deutsche Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation der DPA mit. "Die Tiere stehen seit Monaten in ihren eigenen Exkrementen und besonders in den unteren Etagen ist die Ammoniakbelastung extrem hoch". Etwa die Hälfte der knapp 3000 Tiere sei trächtig. Unter derartigem Stress seien Fehlgeburten wahrscheinlich. Dass frisch geborene Kälber in einer solchen Situation überlebten, sei sehr unwahrscheinlich. 

Ein weiteres Problem seien fehlende Melkvorrichtungen an Bord und eine nicht für solche Situationen ausgebildete Crew. Die Kühe, deren Kälber gestorben seien, würden über kurz oder lang Euterentzündungen entwickeln.

Rinder seit Monaten an Bord des Schiffes

Laut der Organisation kam das Viehtransportschiff am 22. Oktober vor der Küste der türkischen Stadt Bandirma im Marmarameer an. 15 Unternehmen hätten den Import der Tiere beantragt, teilte das türkische Kommunikationsdirektorat mit. Weil aber etwa Chips oder Ohrmarken fehlten und einige Tiere nicht mit zuvor eingereichten Listen übereinstimmten, sei dies abgelehnt worden.

Bei einer Untersuchung an Bord sei festgestellt worden, dass 140 der Tiere auf der Reise Kälber geboren hätten, zitierte der Oppositionspolitiker Turhan Cömez aus Gerichtsdokumenten. 90 der Kälber seien nicht auffindbar. Dutzende Tiere seien bereits auf dem langen Weg in Richtung Türkei umgekommen.

Zu Beginn der vergangenen Woche durfte das Schiff kurz in der Türkei andocken. Auf Bildern war zu sehen, wie dabei etwa Heuballen aufgeladen wurden. Das dürfte aber keineswegs für den langen Rückweg ausreichen, so die Animal Welfare Foundation.

DPA
yks

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