Als einzige deutsche Teilnehmerin hat Michi Benthaus an der "Mission AstroAccess" teilgenommen. Das Projekt soll Inklusion auch im Weltraum fördern. Ihren Traum von einer Karriere in der Raumfahrt hat die Studentin aus München trotz einer Querschnittslähmung nie aufgegeben.
"Mission AstroAccess" "Warum sollte man Menschen mit Behinderung da nicht inkludieren?": Michi Benthaus will mit dem Rollstuhl ins All

Michi Benthaus hat an der "Mission AstroAccess" teilgenommen. Ihren Traum von der Raumfahrt hat die Studentin aus München trotz einer Querschnittslähmung nie aufgegeben.
© Instagram: michi_benthaus
Sehen Sie im Video: "Warum sollte man Menschen mit Behinderung da nicht inkludieren?" – Michi Benthaus will mit dem Rollstuhl ins All.
Als einzige deutsche Teilnehmerin hat Michi Benthaus m Dezember 2022 an der Mission AstroAccess teilgenommen. Ein Projekt, das Inklusion auch im Weltraum fördern soll. Denn ihren Traum von einer Karriere in der Raumfahrt hat die Studentin aus München trotz einer Querschnittslähmung nie aufgegeben.
Michi Benthaus: Den Weltraum habe ich schon immer faszinierend gefunden und als kleines Kind habe ich sowas dann irgendwann mal gesehen und war ziemlich beeindruckt von den ganzen Raumschiffen, die da geflogen sind. Und ja, natürlich weiß ich, dass das nicht die Realität ist. Aber irgendwie hat mich das gecatcht.
So sehr, dass auch ein Mountainbike-Unfall vor einigen Jahren sie nicht zurückwirft. Davon erzählt die Studentin der Luft- und Raumfahrttechnik dem stern im Video-Interview.
Benthaus: Ich hatte Ende September 2018 einen Unfall beim Fahren, da bin ich leider zu weit gesprungen und habe mir einen Wirbel gebrochen und seitdem eine komplette Querschnittslähmung. Heute geht es mir damit gut. Also ich würde jetzt lügen, wenn ich sagen würde, ich würde nicht gerne wieder laufen können, aber ja, ich habe mich sehr gut damit abgefunden. Ich habe das für mich total akzeptiert und habe definitiv einen sehr guten Weg für, ich sage mal mein neues Leben gefunden, mit dem ich zum Glück auch sehr, sehr happy bin.
Klar, in Bezug aufs Astronaut werden ist eine Querschnittslähmung schlecht. Ich glaube jeder weiß ja, dass sehr hohe körperliche Anforderungen an Astronauten gestellt sind. Ich wollte das schon gerne, aber mir ist auch klar, dass man selbst als gesunder Mensch einfach nicht besonders leicht die Möglichkeit bekommt, ausgewählt zu werden. Genau deswegen war das nie so, dass ich mich selber da gesehen habe und gesagt: Ja, ich ich schaffe es bestimmt. Oder ich bin bestimmt die eine, die auserwählt wird. Für mich war immer klar ich, möchte gerne in der Raumfahrt arbeiten. Und ja, mit diesem Unfall ist für mich erst mal dieser Traum, jemals in den Weltraum zu fliegen, natürlich gestorben. Und jetzt bin ich froh, dass ich die Mission Astro Access gefunden habe.
Für die Mission AstroAccess hat Michi im Dezember im US-amerikanischen Houston an einem Parabelflug teilgenommen. Hierbei fliegt ein Flugzeug Manöver, die kurzzeitig Schwerelosigkeit an Bord ermöglichen. Während dieser Manöver hat der körperlich behinderte Teil der Crew mögliche Lösungen für Barrieren im Weltraum getestet. Für Michi ist es unvorstellbar, Menschen mit Behinderung aus dem All kategorisch auszuschließen.
Benthaus: Ich glaube, keiner von uns verlangt, dass die ESA übermorgen sagt: Hey, wir nehmen dich mit, sechs Monate auf die ISS. Einfach so, ohne irgendwas vorzubereiten oder sich hinreichend Gedanken darüber zu machen. Aber trotzdem finde ich, dass technische Möglichkeiten und auch das Mindset der Leute und die Gesellschaft sich eben verändert. Und ich finde, dass wir definitiv in einer Zeit sind, wo eben man behinderte Leute von Raumfahrt nicht komplett ausschließen muss.
Ganz besonders auch im Hinblick auf die ganzen kommerziellen Raumfahrtfirmen und Raumfahrtprogramme und auch den in den nächsten Jahren vermutlich aufkommenden Weltraumtourismus. Wir leben zum Glück in einer Gesellschaft, wo Inklusion immer mehr ein Thema wird und man versucht ja behinderte Menschen in jeder Hinsicht einzuschließen oder zu inkludieren. Und warum sollte man in der Raumfahrt nicht?
Ihre Teilnahme am Projekt hat für Michi auch eine symbolische Wirkung.
Benthaus: Wenn jetzt jemand mit Behinderung in den Weltraum fliegen sollte, dann wäre das natürlich schon eine Sache, die für viele gar nicht denkbar gewesen ist, bis vor ein paar Jahren oder vielleicht auch jetzt noch gar nicht denkbar ist. Und da sollte man sozusagen diese Grenze überwinden, sage ich mal, dann setzt das schon ein gutes Statement ab für Inklusion. Und das finde ich persönlich ziemlich gut. Deswegen hat es einerseits die eine Seite, dass man sagt, okay, man forscht wirklich an dem Menschen in die Raumfahrt zu inkludieren und auf der anderen Seite treibt man aber auch Inklusion voran und setzt ein Augenmerk auf Menschen mit Behinderung.
Mit dem britischen ehemaligen Paralympioniken John McFall könnte im Rahmen einer Machbarkeitsstudie der Europäischen Raumfahrtagentur ESA erstmals ein körperlich behinderter Mensch Astronaut werden. AstroAcsess ist privat durch Spenden finanziert und soll ebenfalls wichtige Erkenntnisse beisteuern. Dafür haben neben Michi Menschen aus Australien, Brasilien, Spanien und den USA an den Parabelflügen teilgenommen.
Die Gehörlosen-Crew testete dabei die Anwendung von Gebärdensprache in Schwerelosigkeit. Blinde Crewmitglieder testeten unter anderem Grafiken an den Kabinenwänden, die es sowohl blinden als auch sehenden Besatzungsmitgliedern ermöglichen sollen, sich in Notfällen und Dunkelheit zu orientieren. Gemeinsam mit der Mobilitätscrew demonstrierten sie ebenfalls, dass auch Personen mit Behinderung selbstständig in einen Startsitz einsteigen und einen Fünf-Punkt-Gurt anlegen können.
Benthaus: Ich war Teil eines Experimentes, wo es darum gegangen ist, wie man jemanden mit einer Querschnittslähmung stabilisieren kann. Astronauten machen in Schwerelosigkeit hauptsächlich Experimente oder reparieren etwas. Und wenn man arbeitet und sich dann ein bisschen abstößt oder sich selber ein Impuls gibt, dann schwebt man halt davon. Deswegen muss man sich selber irgendwie stabilisieren. Und da gibt es auf der ISS, also auf der Internationalen Raumstation, so eine Art Halterungen oder Stangen im Boden, wo man die Füße runter haken kann. Das kann ich natürlich nicht machen, da ich meine Füße nicht bewegen kann. Und ja, deswegen war ich Teil eines Experiments, wo wir geschaut haben, ob Stäbe an der Hüfte praktisch ausreichen, um mich stabilisieren zu können. Das hat eigentlich extrem gut geklappt. Also ich meine in meinem Fall jetzt, wir haben das am Boden getestet, was völlig egal ist, wo man das eigentlich testet, weil das ist das Spannende an Schwerelosigkeit. Es gibt kein Oben und Unten.
Generell haben wir definitiv festgestellt, dass es gar nicht so viel braucht, um jemanden so in Schwerelosigkeit zu stabilisieren. Ich habe mich einfach total frei gefühlt, weil für mich war es super schön, sich so ohne den Rollstuhl mal wieder bewegen zu können. Ja, das ist ja bei mir jetzt auch schon ein bisschen her. Ansonsten vergleiche ich das mal gerne mit dem Gefühl vom Trampolin springen, das kennt jeder oder fast jeder. Und das Prinzip ist ja dasselbe.
Beim Parallelflug ist man schwerelos durch den freien Fall. Und ja, das ist beim Trampolin ja auch entsprechend hoch und runter und in dem Moment ist man praktisch auch schwerelos. Und wenn man sich das Gefühl jetzt praktisch für 20 Sekunden vorstellt, dann hat man ungefähr den Eindruck, die 20 Sekunden Schwerelosigkeit, die man hat. Aber die sind wirklich superschnell um, also noch schneller als 20 Sekunden, wenn man hier sitzt, weil ja, es passiert einfach so viel, man muss sich erst mal orientieren und dann hat man das Gefühl, okay, jetzt ist eigentlich auch schon wieder vorbei. Und auch die 18 Parabeln, die sind so schnell vorgekommen und ich habe so viel Spaß gehabt, dass ich am liebsten gleich wieder mitfliegen würde.
Seit Weihnachten ist Michi zurück in Deutschland und möchte auch weiterhin am Projekt mitarbeiten. Nebenher arbeitet sie als Werkstudentin am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik. Wenn neben der Arbeit und Uni noch Zeit bleibt, spielt Michi gerne Rollstuhltennis und fährt Kart. Nun stehen aber erstmal Klausuren an, der nächste Schritt auf ihrem Weg in die Raumfahrt.
Als einzige deutsche Teilnehmerin hat Michi Benthaus m Dezember 2022 an der Mission AstroAccess teilgenommen. Ein Projekt, das Inklusion auch im Weltraum fördern soll. Denn ihren Traum von einer Karriere in der Raumfahrt hat die Studentin aus München trotz einer Querschnittslähmung nie aufgegeben.
Michi Benthaus: Den Weltraum habe ich schon immer faszinierend gefunden und als kleines Kind habe ich sowas dann irgendwann mal gesehen und war ziemlich beeindruckt von den ganzen Raumschiffen, die da geflogen sind. Und ja, natürlich weiß ich, dass das nicht die Realität ist. Aber irgendwie hat mich das gecatcht.
So sehr, dass auch ein Mountainbike-Unfall vor einigen Jahren sie nicht zurückwirft. Davon erzählt die Studentin der Luft- und Raumfahrttechnik dem stern im Video-Interview.
Benthaus: Ich hatte Ende September 2018 einen Unfall beim Fahren, da bin ich leider zu weit gesprungen und habe mir einen Wirbel gebrochen und seitdem eine komplette Querschnittslähmung. Heute geht es mir damit gut. Also ich würde jetzt lügen, wenn ich sagen würde, ich würde nicht gerne wieder laufen können, aber ja, ich habe mich sehr gut damit abgefunden. Ich habe das für mich total akzeptiert und habe definitiv einen sehr guten Weg für, ich sage mal mein neues Leben gefunden, mit dem ich zum Glück auch sehr, sehr happy bin.
Klar, in Bezug aufs Astronaut werden ist eine Querschnittslähmung schlecht. Ich glaube jeder weiß ja, dass sehr hohe körperliche Anforderungen an Astronauten gestellt sind. Ich wollte das schon gerne, aber mir ist auch klar, dass man selbst als gesunder Mensch einfach nicht besonders leicht die Möglichkeit bekommt, ausgewählt zu werden. Genau deswegen war das nie so, dass ich mich selber da gesehen habe und gesagt: Ja, ich ich schaffe es bestimmt. Oder ich bin bestimmt die eine, die auserwählt wird. Für mich war immer klar ich, möchte gerne in der Raumfahrt arbeiten. Und ja, mit diesem Unfall ist für mich erst mal dieser Traum, jemals in den Weltraum zu fliegen, natürlich gestorben. Und jetzt bin ich froh, dass ich die Mission Astro Access gefunden habe.
Für die Mission AstroAccess hat Michi im Dezember im US-amerikanischen Houston an einem Parabelflug teilgenommen. Hierbei fliegt ein Flugzeug Manöver, die kurzzeitig Schwerelosigkeit an Bord ermöglichen. Während dieser Manöver hat der körperlich behinderte Teil der Crew mögliche Lösungen für Barrieren im Weltraum getestet. Für Michi ist es unvorstellbar, Menschen mit Behinderung aus dem All kategorisch auszuschließen.
Benthaus: Ich glaube, keiner von uns verlangt, dass die ESA übermorgen sagt: Hey, wir nehmen dich mit, sechs Monate auf die ISS. Einfach so, ohne irgendwas vorzubereiten oder sich hinreichend Gedanken darüber zu machen. Aber trotzdem finde ich, dass technische Möglichkeiten und auch das Mindset der Leute und die Gesellschaft sich eben verändert. Und ich finde, dass wir definitiv in einer Zeit sind, wo eben man behinderte Leute von Raumfahrt nicht komplett ausschließen muss.
Ganz besonders auch im Hinblick auf die ganzen kommerziellen Raumfahrtfirmen und Raumfahrtprogramme und auch den in den nächsten Jahren vermutlich aufkommenden Weltraumtourismus. Wir leben zum Glück in einer Gesellschaft, wo Inklusion immer mehr ein Thema wird und man versucht ja behinderte Menschen in jeder Hinsicht einzuschließen oder zu inkludieren. Und warum sollte man in der Raumfahrt nicht?
Ihre Teilnahme am Projekt hat für Michi auch eine symbolische Wirkung.
Benthaus: Wenn jetzt jemand mit Behinderung in den Weltraum fliegen sollte, dann wäre das natürlich schon eine Sache, die für viele gar nicht denkbar gewesen ist, bis vor ein paar Jahren oder vielleicht auch jetzt noch gar nicht denkbar ist. Und da sollte man sozusagen diese Grenze überwinden, sage ich mal, dann setzt das schon ein gutes Statement ab für Inklusion. Und das finde ich persönlich ziemlich gut. Deswegen hat es einerseits die eine Seite, dass man sagt, okay, man forscht wirklich an dem Menschen in die Raumfahrt zu inkludieren und auf der anderen Seite treibt man aber auch Inklusion voran und setzt ein Augenmerk auf Menschen mit Behinderung.
Mit dem britischen ehemaligen Paralympioniken John McFall könnte im Rahmen einer Machbarkeitsstudie der Europäischen Raumfahrtagentur ESA erstmals ein körperlich behinderter Mensch Astronaut werden. AstroAcsess ist privat durch Spenden finanziert und soll ebenfalls wichtige Erkenntnisse beisteuern. Dafür haben neben Michi Menschen aus Australien, Brasilien, Spanien und den USA an den Parabelflügen teilgenommen.
Die Gehörlosen-Crew testete dabei die Anwendung von Gebärdensprache in Schwerelosigkeit. Blinde Crewmitglieder testeten unter anderem Grafiken an den Kabinenwänden, die es sowohl blinden als auch sehenden Besatzungsmitgliedern ermöglichen sollen, sich in Notfällen und Dunkelheit zu orientieren. Gemeinsam mit der Mobilitätscrew demonstrierten sie ebenfalls, dass auch Personen mit Behinderung selbstständig in einen Startsitz einsteigen und einen Fünf-Punkt-Gurt anlegen können.
Benthaus: Ich war Teil eines Experimentes, wo es darum gegangen ist, wie man jemanden mit einer Querschnittslähmung stabilisieren kann. Astronauten machen in Schwerelosigkeit hauptsächlich Experimente oder reparieren etwas. Und wenn man arbeitet und sich dann ein bisschen abstößt oder sich selber ein Impuls gibt, dann schwebt man halt davon. Deswegen muss man sich selber irgendwie stabilisieren. Und da gibt es auf der ISS, also auf der Internationalen Raumstation, so eine Art Halterungen oder Stangen im Boden, wo man die Füße runter haken kann. Das kann ich natürlich nicht machen, da ich meine Füße nicht bewegen kann. Und ja, deswegen war ich Teil eines Experiments, wo wir geschaut haben, ob Stäbe an der Hüfte praktisch ausreichen, um mich stabilisieren zu können. Das hat eigentlich extrem gut geklappt. Also ich meine in meinem Fall jetzt, wir haben das am Boden getestet, was völlig egal ist, wo man das eigentlich testet, weil das ist das Spannende an Schwerelosigkeit. Es gibt kein Oben und Unten.
Generell haben wir definitiv festgestellt, dass es gar nicht so viel braucht, um jemanden so in Schwerelosigkeit zu stabilisieren. Ich habe mich einfach total frei gefühlt, weil für mich war es super schön, sich so ohne den Rollstuhl mal wieder bewegen zu können. Ja, das ist ja bei mir jetzt auch schon ein bisschen her. Ansonsten vergleiche ich das mal gerne mit dem Gefühl vom Trampolin springen, das kennt jeder oder fast jeder. Und das Prinzip ist ja dasselbe.
Beim Parallelflug ist man schwerelos durch den freien Fall. Und ja, das ist beim Trampolin ja auch entsprechend hoch und runter und in dem Moment ist man praktisch auch schwerelos. Und wenn man sich das Gefühl jetzt praktisch für 20 Sekunden vorstellt, dann hat man ungefähr den Eindruck, die 20 Sekunden Schwerelosigkeit, die man hat. Aber die sind wirklich superschnell um, also noch schneller als 20 Sekunden, wenn man hier sitzt, weil ja, es passiert einfach so viel, man muss sich erst mal orientieren und dann hat man das Gefühl, okay, jetzt ist eigentlich auch schon wieder vorbei. Und auch die 18 Parabeln, die sind so schnell vorgekommen und ich habe so viel Spaß gehabt, dass ich am liebsten gleich wieder mitfliegen würde.
Seit Weihnachten ist Michi zurück in Deutschland und möchte auch weiterhin am Projekt mitarbeiten. Nebenher arbeitet sie als Werkstudentin am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik. Wenn neben der Arbeit und Uni noch Zeit bleibt, spielt Michi gerne Rollstuhltennis und fährt Kart. Nun stehen aber erstmal Klausuren an, der nächste Schritt auf ihrem Weg in die Raumfahrt.