Ein Mann hat im Zentrum von Paris drei Menschen erschossen und vier weitere verletzt. Zwei von ihnen schwebten in Lebensgefahr, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag zunächst mit. Die Zeitung "Le Figaro" berichtet inzwischen von drei Toten und mindestens drei Verletzten, davon einem in Lebensgefahr – am Nachmittag hat die Staatsanwaltschaft Paris dann bestätigt, dass es ein drittes Todesopfer gab. Womöglich ist eine angeschossene Person ihren Verletzungen erlegen.
"Es gab sieben oder acht Schüsse, es herrscht Panik", sagte eine Augenzeugin der Nachrichtenagentur AFP. "Ich habe zwei Polizisten in einen Frisörsalon gehen sehen, wo zwei Menschen am Boden lagen, sie waren an den Beinen verletzt", sagte der Anwohner Emmanuel Boujenan.
Tatverdächtiger womöglich Rechtsextremist
Sicherheitskräfte nahmen einen 69 Jahre alten Mann fest. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach von einem absichtlichen Angriff auf Kurden. "Die Kurden in Frankreich waren das Ziel eines niederträchtigen Angriffs mitten in Paris", schrieb der Staatschef am Freitagabend auf Twitter. Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen.
Zuvor hatte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin gesagt, dass das genaue Tatmotiv noch unklar sei. "Er wollte offensichtlich Ausländer angreifen", so der Minister. "Es ist nicht klar, ob diese Person wie auch immer politisch engagiert ist, auch wenn ihre Motivation offensichtlich ein Angriff auf Ausländer war." Ein rechter Hintergrund der Tat werde geprüft.
Der mutmaßliche 69 Jahre alte französische Täter sei nicht als Rechtsextremist bei den Sicherheitsbehörden erfasst gewesen, sagte Darmanin. "Im Moment, in dem ich spreche, kann ich nicht sagen, dass er für rechtsextreme Taten bekannt war, auch wenn der Befund und die Vorgehensweise uns das in den kommenden Stunden natürlich besonders prüfen lassen werden." Der Mann habe alleine gehandelt und habe als Sportschütze über etliche Waffen verfügt.
Zwei Tote in Kulturzentrum
Bei dem Angriff erschoss der Angreifer nach Angaben des Innenministers zwei Menschen vor einem kurdischen Kulturzentrum, ein weiteres Todesopfer gab es in einem nahe gelegenen Restaurant. Drei weitere Menschen wurden verletzt, einer davon lebensgefährlich. Von den Opfern sei niemand bei den französischen Polizeibehörden bekannt gewesen.
Laut der Tageszeitung "Le Figaro" soll der Verdächtige 2016 Opfer eines Einbruchs gewesen sein, bei dem er den Eindringling angriff und ihm mit einem Messer verletzte. Er wurde für diesen Fall vor Gericht gestellt, bevor die Staatsanwaltschaft Berufung einlegte, ohne dass zu diesem Zeitpunkt weitere Einzelheiten über den Fall bekannt sind. Der zweite Fall soll am 8. Dezember 2021 verhandelt worden sein. Der nun Festgenommene soll mehrere Zelte eines Migrantenlagers in Paris mit einem Säbel zerschnitten haben. Er wurde wegen rassistisch motivierter Gewalt mit Waffen und Vorsatz angeklagt.
Bürgermeisterin von Paris gedenkt Opfern
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach von einer Tat eines Rechtsextremisten. "Die kurdische Gemeinschaft und durch sie alle Pariser wurden durch diese Morde, die von einem rechtsextremen Aktivisten begangen wurden, ins Visier genommen", schrieb Hidalgo am Freitag auf Twitter. "Die Kurden, wo auch immer sie leben, müssen in Frieden und Sicherheit leben können. Mehr denn je steht Paris in diesen dunklen Stunden an ihrer Seite."
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes und schwerer Gewalt. Zuständig ist zunächst die Justizpolizei, nicht die Terrorstaatsanwaltschaft.
Hinweis: Der Artikel wird aufgrund der Lage laufend aktualisiert.
Weitere Quellen: "BFMTV", "Le Figaro", "Le Parisien".