1500 Fische sind bei dem Unglück im Aquadom in Berlin gestorben: Viele stellen sich nun die Frage, welchen Preis das Ausstellen von seltenen Arten in einem Wassertank hat. Peter Höffken von der Tierschutzorganisation Peta erklärt, warum er sich gegen Aquarien engagiert.
Peta-Fachrefernt Tierschützer über Aquadom-Unglück: "Das Einsperren von Fischen zur Belustigung muss aufhören!"

Wie blicken Sie als Tierschützer auf das Unglück im Aquarium in Berlin?
Peter Höffken: Für uns ist diese Tragödie vor allen Dingen menschengemacht. Und das zeigt uns auch, dass dieses Einsperren von Fischen in Aquarien rein zur Belustigung von Hotelgästen oder für zahlende Besucher das muss ein für alle Mal aufhören. Viele Fische sterben ja auch beim Transport und beim Fang aus den tropischen Gewässern. Das sind überwiegend Wildfänge, die in solchen Aquarien ausgestellt werden. Und nicht zuletzt müssen wir natürlich auch an die Energiekosten denken. Ich denke, es gibt jetzt eine ganze Reihe von Gründen, damit solche Aquarien ein für allemal in die Geschichtsbücher verschwinden.
Ist eine artgerechte Haltung von Fischen in tropischen Aquarien Ihrer Ansicht nach grundsätzlich möglich?
PH: Wenn wir uns anschauen, welche Tierarten dort gehalten werden – beispielsweise ein Glatthai, der im Atlantik bis zu 2000 Meter tief taucht, oder ein Adlerrochen, der viele Kilometer weit schwimmt in tropischen Gewässern – dann kann man daran schon erkennen, welche Tierquälerei das für diese Fische sein muss. Kein noch so großes Aquarium kann den Tieren einen artgerechten Lebensraum bieten.
Was wissen wir heute über die Fähigkeiten von Fischen zu fühlen?
PH: Wir wissen heute, dass Fische Schmerz empfinden und dass Fische auch Leiden empfinden. Sie schließen Freundschaften fürs Leben. Sie verständigen sich. Auch Fische haben ihre eigene Sprache. Es gibt eine sehr komplexe soziale Struktur unter den Fischen. Und sie sind alles andere als gefühllose Lebewesen. Und deswegen müssen wir für die Fische da sein und sehen, dass es ihnen gut geht, aufhören, sie zu essen und aufhören, sie einfach zur Schau zu stellen und aus ihrem natürlichen Lebensraum herauszureißen.
Wie können Menschen Meerestiere kennenlernen, wenn sie nicht in Aquarien ausgestellt werden?
PH: Erst mal ist es wichtig, sich zu informieren. Es gibt viel Literatur. Man kann nachlesen, dass Fische Gefühle haben, dass Fische Empfindungen haben. Und dann ist es natürlich auch wichtig, die Tiere nicht in der Gefangenschaft zu betrachten, sondern in der freien Natur. Das geht auf vielfältige Art und Weise. Es muss nicht immer der Schnorchel-Urlaub sein. Es können auch Beobachtungen sein, hier in heimischen Gewässern, aber natürlich aus der Distanz, ohne die Tiere anzufassen oder einzufangen.
Künstliche Riffe in Aquarien können helfen, aussterbende Arten zu bewahren. Wie sehen Sie dieses Argument für Aquarien?
PH: Aquarien sind ja kommerzielle Orte, an denen vor allen Dingen Eintrittsgelder generiert werden. Es hat wenig mit Artenschutz zu tun. Im Gegenteil: Die Tiere werden aus ihrem natürlichen Lebensraum herausgeholt und es findet keine Auswilderung oder ähnliches statt. Und wir können die natürliche Tierwelt nicht in Aquarien oder in Zoos behalten, sondern wir müssen da uns daran machen, den natürlichen Lebensraum der Tiere zu schützen. Das heißt also, langfristig ist der Artenschutz nur in den Meeren oder in den Seen und in den Gewässern möglich und nicht in irgendwelchen kleinen, nachgebauten und viel zu engen Gefängnissen, die für die Tiere natürlich auch großes Leid bedeuten.