Er behauptet, es war ein Versehen: Im Bundesstaat Oklahoma hat der 73 Jahre alte Hilfspolizist Robert B. Anfang April den Schwarzen Eric H., 44, bei der Festnahme erschossen. Eigentlich habe B. nach einer Elektroschocker-Pistole greifen wollen, hieß es in einer Stellungnahme der zuständigen Polizeibehörde.
Nun hat der Anwalt der Hinterbliebenen von Eric H. schwere Vorwürfe gegen die örtliche Polizei erhoben, berichtet CNN. Demnach habe B. Geld bezahlt, um in seiner Freizeit Hilfsscheriff spielen zu dürfen. Mehrfach machte der Chef einer Versicherungsfirma der Polizei Geschenke. Im Jahr 2012 unterstützte er die Wiederwahl des Sheriffs mit 2500 Dollar. Eine entsprechende Ausbildung für den Job habe er nicht absolviert.
Wie kam es also, dass der 73-Jährige B. an einer Sting-Operation teilnahm und den Verdächtigen Eric H. mit einer Schusswaffe tötete, statt ihn mit einem Taser zu betäuben?
Polizei bestreitet Vorwurf
H.s Anwalt sagt, es sei "irre", dass ein reicher Geschäftsmann in seiner Freizeit wie ein Gesetzloser die Straßen aufräumen dürfe.
B. und die Polizeibehörde bestreiten den Vorwurf und behaupten, er sei für die Aufgabe qualifiziert gewesen. Die gespendete Ausrüstung für das Tulsa County Sheriff's Office und seine Freundschaft zu Scheriff Stanley G. habe nichts zu tun mit dem Vorfall vom 2. April.
B. arbeitete den Angaben der Polizeibehörde zufolge seit 2008 als unbezahlter Hilfsscheriff in der Stadt Tulsa. Er habe 300 Stunden Training und 1100 Stunden Polizeierfahrung. B. sei einer von 130 freiwilligen Helfern.
Video wirft Fragen auf
Zuvor hatte ein Video einige Fragen zu dem Fall aufgeworfen. Danach sollen die Hilferufe des Opfers und seine offensichtlich lebensgefährlichen Verletzungen ignoriert worden sein. Wie das Video belegt, schrie Eric H.: "Er hat mich angeschossen, oh mein Gott, er hat mich angeschossen. Ich bekomme keine Luft mehr!". Dennoch drücken ihn die Beamten zu Boden und schreien ihn an, er solle "zur Hölle die Klappe halten." Auch B. ist in dem Video zu hören, wie er sich entschuldigt: "Ich habe auf ihn geschossen. Es tut mir leid."
Zuletzt hatte es vermehrt Fälle exzessiver Gewaltanwendung in den USA gegeben. Zuletzt hatte ein weißer Polizist im Bundesstaat South Carolina dem Afroamerikaner Michael Scott von hinten mehrfach in den Rücken geschossen und ihn tödlich verletzt, als dieser nach einer Polizeikontrolle flüchten wollte. Der 33-jährige Polizist ist nun wegen Mordes angeklagt.
Im Fall von Oklahoma hat der Staatsanwalt Anklage wegen Totschlags gegen den 73-jährigen Schützen erhoben. Er kam gegen eine Kaution von 25.000 Dollar wieder frei. Wenn er verurteilt wird, muss er höchstens mit einer Haftstrafe von vier Jahren rechnen. Die Polizei will das Freiwilligenprogramm nun überprüfen, bei dem reiche Polizeifans Hilfssheriff spielen können.