Sauna-WM Schwitzend und schwatzend zum Weltrekord

Die Vorbereitungen auf eine Weltmeisterschaft in Finnland verlaufen für acht Stralsunder recht gemütlich. Dabei geht es um Extremsport - bei 110 Grad Celsius.

Für Wolfgang Knobloch beginnt an diesem Freitag das mit Abstand heißeste Ereignis im verregneten Sommer 2005. Dazu reist der passionierte Saunagänger zusammen mit sieben Mitstreitern aus Stralsund nicht nach Italien, sondern in den hohen Norden, in das Mekka aller Saunafreunde - nach Finnland. Dort, im beschaulichen Heinola, wird am Wochenende die Saunaweltmeisterschaft ausgetragen. Mehr als 100 Teilnehmer aus elf Nationen wollen um die Wette schwitzen.

"Extremsport" bei 110 Grad Celsius

"Dieser Wettkampf ist schon Extremsport", sagt der Chef des 1. Stralsunder Saunavereins. Die Temperaturen im "Schwitzofen" betragen exakt 110 Grad Celsius. Jede halbe Minute erfolgt ein Aufguss mit einem halben Liter Wasser, der für kochend heißen Nebel in der Kammer sorgt. Schiedsrichter überwachen peinlich genau das Konkurrenzschwitzen.

Die Wettkampfregeln sind einfach: "Gewonnen hat, wer dieses Dampfbad am längsten aushält", erläutert Knobloch. Rund vier Minuten hat der 53-jährige Unternehmer im Juni diese Bedingungen bei den Deutschen Meisterschaften in Dolle (Sachsen-Anhalt) ertragen. Dann brannten Ohren und Nase, das Atmen wurde schwer. Der Weltrekord liegt nach Angaben der finnischen Veranstalter in Heinola bei 13 Minuten und 47 Sekunden - natürlich gehalten von einem Finnen. "Die Finnen werden doch in der Sauna geboren", meint Knobloch scherzhaft.

Training unter Wettkampfbedingungen

Die Stralsunder mit dem Vereinsmotto "Schwitzen und schwatzen" sind der einzige deutsche Verein, der sich an den Weltmeisterschaften beteiligt. Zum Training haben die Hansestädter ihre Saunagänge intensiviert und verschiedenste Saunen in der Region getestet, um die Bedingungen möglichst wettkampfnah zu simulieren. Zudem mussten sie das Schwitzen in Badekleidung proben. Denn anders als beim heimischen Saunagang wird bei der Sauna-WM nicht nackt geschwitzt. "Wegen der großen Medienpräsenz und zum Schutz von sensiblen Körperteilen", wie Vereinschef Knobloch erklärt.

Betreut wird die Mannschaft von Andreas Watzke. Der 38-Jährige schwitzt nicht nur mit, sondern fungiert auch als Masseur und Motivator. Doch tierisch ernst oder gar verbissen will er die Wettkampfteilnahme nicht nehmen: "Das Ereignis wird ein großer Spaß." Für das Stralsunder Team schwitzen auch drei Frauen in Finnland, unter anderem die deutsche Meisterin Petra Schneider. Sie hielt es im Juni bei den deutschen Wettbewerben rund drei Minuten im Schwitzbad aus.

Liveübertragung auf Großbildschirmen

In Skandinavien wird der Saunawettstreit wahrgenommen wie in Deutschland ein Spiel der Fußball-Bundesliga. Fernsehteams aus 20 Ländern waren allein 2004 vor Ort, um das kollektive Schwitzen zu beobachten. "Der Wettkampf wird sogar auf Großbildschirme in ein Stadion übertragen", erklärt Knobloch. Neben dem Spaß erhoffen sich die Stralsunder auch Wissen von der WM. So wollen sie herausfinden, was den großen Unterschied im Leistungsniveau zwischen den deutschen und finnischen Saunagängern ausmacht. Möglicherweise sind es ja besondere Cremes oder Kühlgels, wie Knobloch mutmaßt.

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Martina Rathke/DPA

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