Schirin Ebadi "Ich hoffe, dass ich nützlich sein kann"

Überraschende Entscheidung: Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an die iranische Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin Schirin Ebadi. Das Nobelkomitee würdigte ihren Einsatz für Demokratie in ihrem Heimatland.

Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an die iranische Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin Schirin Ebadi. Das Nobelkomitee in Oslo würdigte ihren Einsatz für Demokratie und Menschenrechte in ihrem Heimatland sowie für den Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen. In ihrem Engagement insbesondere für Frauen und Kinder habe sich die 56-Jährige auch über Bedrohungen ihrer eigenen Person hinweggesetzt, erklärte das Komitee mit Blick auf Menschenrechtsverletzungen in Iran.

Schirin Ebadi habe sich "in einer Zeit der Gewalt stets die Gewaltfreiheit unterstützt", heißt es in der Würdigung des Komitees. Als bewusst lebende Muslimin sehe sie "keinen Konflikt zwischen dem Islam und den grundlegenden Menschenrechten". Wichtig sei ihr stets der Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen. Das Nobelkomitee würdige "eine Frau, die Teil der muslimischen Welt ist und auf die diese Welt stolz sein kann - zusammen mit allen, die für die Menschenrechte eintreten, wo immer sie auch leben."

"Man kann Muslim sein und Demokratie unterstützen"

In einer ersten Reaktion auf die Entscheidung sagte Ebadi in Teheran: "Ich bin Muslimin, man kann also Muslim sein und die Demokratie unterstützen." Die Entscheidung sei für die Menschenrechte in Iran, vor allem für die der Kinder, von großer Bedeutung. "Ich hoffe, dass ich nützlich sein kann", fügte Ebadi hinzu.

Die diesjährige Friedensnobelpreisträgerin gilt als engagierte Streiterin für Kinder- und Frauenrechte und politisch Verfolgte. Die 54-jährige gebürtige Teheranerin absolvierte ihre juristische Ausbildung in Iran und Frankreich. 1969 wurde sie als erste Frau in Iran Richterin. 1979 musste sie das Amt als Folge der islamischen Revolution aufgeben und arbeitete seither als Anwältin.

Bei der Entgegennahme einer Auszeichnung im norwegischen Bergen vor drei Jahren sagte Ebadi, für sie sei die Geringschätzung von Frauen mit islamischen Grundsätzen unvereinbar. "Am wichtigsten ist nicht, welche Religion, Sprache oder Kultur man hat, sondern dass man an die Menschenrechte glaubt."

Streiterin für Kinder- und Frauenrechte

Gemeinsam mit Freunden gründete Ebadi ein Kinderhilfswerk und setzte sich für die Rechte der Frauen ein. Später engagierte sich die verheiratete Mutter zweier erwachsener Töchter verstärkt auch für politische Dissidenten. Als Anwältin arbeitete sie für Verfolgte und deren Familien und musste dafür sowohl Gefängnis wie Hausarrest und andere Repressalien in Kauf nehmen. Der Schriftsteller Faradsch Sarkuhi wurde durch ihre Hilfe nach zweijähriger Haft entlassen und lebt seitdem im Exil in Frankfurt.

1997 beteiligte sie sich an der Kampagne, die zum Sieg des reformorientierten Mohammed Chatami bei der Präsidentschaftswahl führte. Sie machte sich einen Namen, als sie sich zusammen mit anderen Anwälten für die Aufklärung einer Mordserie Ende 1998 einsetzte. Damals waren mehrere Dissidenten von Agenten des iranischen Geheimdienstes ermordet worden.

Im Jahr 2000 wurde sie kurzfristig wegen der so genannten Video-Affäre verhaftet. In dem Video sollen Islamisten ihre engen Kontakte zum Establishment gestanden haben. Wegen ihrer angeblichen Verwicklung bekam sie 18 Monate auf Bewährung.

Mehrfach ausgezeichnet

Die Menschenrechtlerin lebt in Teheran, nimmt aber immer wieder an Seminaren für Kinder- und Frauenrechte im Ausland teil. Sie wurde bereits mehrfach für ihre Tätigkeit ausgezeichnet.

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