Schweiz Tausende Pendler stecken fest

Das hatten die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) in ihrer über 100-jährigen Geschichte noch nie erlebt: Um 18.00 Uhr am Mittwochabend brach das gesamte Stromnetz zusammen, alle Züge, voll mit Pendlern, standen still.

Die Schweizer sind stolz auf ihre Züge, die einen vorbildlichen Fahrplan haben und in der Regel auf die Sekunde genau abfahren und ankommen. Doch Mittwoch Abend brach über Tausende Pendler das Chaos herein - denn im gesamten Schienennetz der SBB ging gar nichts mehr. Allein im Bereich des Bahnhofes Zürich waren 50.000 Menschen betroffen.

Erste Stromschwankungen am späten Nachmittag

Die ersten Anzeichen für ein Problem wurden gegen 17.30 Uhr gemeldet. Es gab Stromschwankungen im Netz. Wenig später musste die SBB den gesamten Verkehr einstellen. Ursache war vermutlich ein Ausfall in einem Tessiner Stromwerk. Die Passagiere wurden - wenn möglich - über Lautsprecher informiert, dass es ein Problem mit dem Strom gebe und dass Dieselloks angefordert worden seien. Doch zunächst, so berichteten Betroffene in Fernsehen und Rundfunk, tat sich erst einmal nichts.

Da mit der Stromversorgung auch die Klimaanlagen in den Zügen zusammenbrachen, war die Lage auch für diejenigen besonders prekär, die in den zahlreichen Tunneln des Alpenlandes festsaßen. Die SBB lenkte zunächst Diesel-Abschlepploks dorthin und zog die Bahnen ins Freie. Die Menschen konnten aussteigen und sich erschöpft niederlassen. Die Schweiz verzeichnete am Mittwoch Spitzentemperaturen bis zu 32 Grad vor allem in den westlichen Landesteilen.

Wasserflaschen gegen Hitzekollaps

Am Abend begannen Mitarbeiter der SBB Wasserflaschen an Reisende auszuteilen. Sprecher entschuldigten sich nimmer wieder über die Medien für den Ausfall, doch die Hilflosigkeit war ihnen anzumerken. Dass die blitzsauberen Schweizer Züge plötzlich still gelegt waren, dass der gesamte Fahrplan zusammengebrochen war - für die Bahnexperten war das der größte mögliche Störfall. Das Bahnchaos setzte auch anderen Bereichen des Schweizer Verkehrs zu. Die S-Bahnen konnten keine Fahrgäste mehr zum Flughafen befördern, alle Anschlussverbindungen wurden verpasst. Für "Herrn und Frau Schweizer" war ein Albtraum Wirklichkeit geworden.

Schon zuvor war der Zugverkehr durch eine Entgleisung zweier Güterwagen im Kanton Waadt und Weichenstörungen im Kanton Aargau gestört worden. Die Güterwagen entgleisten am Mittwochmorgen bei einem Rangiermanöver im Bahnhof von Palezieux und kippten auf eines der beiden Hauptgleise der Linie Lausanne - Bern. Verletzt wurde niemand, doch konnten die Züge zwischen Puidoux-Chexbres und Palezieux vorübergehend nur auf einem Gleis verkehren. Bei Mägenwil und Mellingen im Aargau beeinträchtigten am frühen Nachmittag zwei Weichenstörungen den Bahnbetrieb im Raum Aargau-Zürich. Weil während einer knappen Stunde keine Züge durch den Heitersbergtunnel fahren konnten, entstanden auf der Ost-West-Achse laut SBB Verspätungen von bis zu 30 Minuten.

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