In Italien hat die Freilassung eines Bosses der sizilianischen Mafia Cosa Nostra für Wirbel gesorgt. Der Mafioso Giovanni Brusca war Medienberichten zufolge mit dem Ende seiner 25-jährigen Strafe am Montagabend in Rom auf freien Fuß gekommen. Er steht jedoch weiter unter Bewachung, und in den kommenden vier Jahren gilt für ihn die sogenannte Freiheit unter Aufsicht, wie das Magazin "L'Espresso" schrieb.
In Italiens Politik reagierten einige empört über die Freilassung. "Das ist eine inakzeptable Schande", twitterte Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi von der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung.
Die Freilassung Bruscas sei ein technisch unvermeidlicher Akt, aber moralisch nicht zu akzeptieren, schrieb die Ministerin für Süditalien von der konservativen Forza Italia, Mara Carfagna. Der Chef der Sozialdemokraten, Enrico Letta, sprach am Dienstag im Radio von einem "Schlag in die Magengegend". Man frage sich, wie sowas möglich sei.
Giovanni Brusca war an Bombenattentat auf Richter Falcone beteiligt
Brusca galt als Vertrauter des berüchtigten Mafia-Bosses Salvatore Riina aus dem sizilianischen Corleone. Er soll laut "L'Espresso" einst zugegeben haben, 1992 an einem Bomben-Attentat beteiligt gewesen zu sein, bei dem der Jurist und Mafia-Jäger Giovanni Falcone nahe Palermo auf einer Autobahn getötet wurde.
Brusca hatte persönlich den Knopf für die Fernzündung einer 400-Kilo-Bombe unter dem Auto des Ermittlungsrichters gedrückt; durch die Explosion in der Nähe von Palermo kamen neben Falcone und seiner Frau auch drei Leibwächter ums Leben. Falcone hatte sich viele Jahre gegen die Machenschaften der Mafia engagiert und war über Italien hinaus respektiert.
Brusca soll an mehr als 100 Morden beteiligt gewesen sein
Die Schwester von Falcone sagte nun der Zeitung "La Repubblica" zur vorzeitigen Freilassung von Brusca: "Menschlich gesehen ist das eine Nachricht, die schmerzt. Aber so ist das Gesetz. Eine Rechtsprechung, die mein Bruder so gewollt hatte und die respektiert werden muss."
Brusca galt als einer der engsten Vertrauten von Toto Riina, dem Chef der Cosa Nostra. Brusca räumte laut italienischen Medienberichten ein, an hunderten Morden beteiligt gewesen zu sein.
1993 hatte er den zwölfjährigen Giuseppe Di Matteo entführt, den Sohn eines abtrünnigen Mafioso. Nach zwei Jahren Geiselhaft unter schrecklichen Bedingungen war das Kind schließlich erwürgt und seine Leiche in Säure aufgelöst worden.
Brusca wurde im Mai 1996 festgenommen, kooperierte selbst mit den Ermittlern und sagte in mehreren Prozessen als Zeuge aus.

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