Das "Aleks" in Chemnitz ist bei den Einheimischen umgangssprachlich auch als "Russenladen" bekannt, weil es dort neben osteuropäischen Produkten besondere russische Spezialitäten gibt. Betrieben wird der Laden von dem Ukrainer Alexej Jermolajew. Seit dem Ausbruch des Krieges kämpft er gegen Vorurteile und Falschmeldungen.
Shop mit russischen Spezialitäten Alexej hängt eine Ukraine-Flagge an sein Ladenschild – seitdem kämpft er gegen Vorurteile und Hass

Alexej betreibt sogenannten "Russenlade": Wie der Ukraine-Krieg einen kleinen Laden verändert
Sehen Sie im Video: Ukrainer betreibt "Russenladen": Wie Alexej zwischen die Fronten gerät und gegen Vorurteile kämpft.
„Ich bin hier in Chemnitz vor einem Geschäft für osteuropäische Spezialitäten. Alekz heisst es und wird hier in Chemnitz auch als der sogenannte „Russenladen“ bezeichnet. Sein Besitzer ist aber keins Russe sondern Ukrainer.“
Alexej Jermolajew führt seinen Markt hier seit fast 15 Jahren. Im Angebot: internationale Lebensmittel aus Osteuropa, der Türkei, Asien und Russland. Alexej betreibt den Laden zusammen mit seiner Frau Olga und mehreren Mitarbeitern. Seine Kunden kommen aus allen Ländern: Neben deutschen, europäischen oder arabischen Kunden kaufen auch viele russischstämmige Chemnitzer hier ein. Im Hinterzimmer des Marktes erzählt mir Alexej zusammen mit einigen Mitarbeitern von den Spannungen, die hier seit dem Ausbruch des Krieges spürbar werden. Kunden, die ihn früher begrüßt hätten, seien nun still – auch politische Gespräche würden vermieden, erzählt eine Angestellte.
O-Ton
Was aber besonders Nerven koste, seien die vielen Falschmeldungen, die über den Laden verbreitet würden:
O-Ton
Darüber zu sprechen, fällt Alexej nicht leicht – er befürchtet, dass er weiteren Hass auf sich zieht, wenn er offen damit umgeht. Vor allem in dem russischen Netzwerk Odnoklassniki, in dem er ein Profil für seinen Laden hat, posten Unterstützer für Putins Politik verärgerte Kommentare. Das soziale Netzwerk ist nach VKontakte das zweitgrößte russische soziale Netzwerk. Alexej erzählt mir, dass er viele der Menschen hier persönlich kenne, die meisten kämen aus der Gegend. Dass er eine ukrainische Fahne an dem Schild seines Ladens hängte, ein symbolischer Akt der Solidarität mit seinem Heimatland wie er in vielen Städten zu sehen ist, sorgte in dem Netzwerk für Protest:
O-Ton
Lisa kommt aus Kiew – sie arbeitet seit einem Jahr als Aushilfe im Aleks. Die junge Frau studiert Psychologie an der Technischen Universität Chemnitz und lebt seit zwei Jahren hier. Sie führt mich durch den Laden und zeigt mir die internationalen Produkte im Laden. Zum Beispiel Kreml-Lachs der Firma Lemberg – produziert in Kanada, verpackt in Deutschland. Im Aleks liegt die ukrainische Schokolade liegt neben russischer – hier wird nicht nach Nationalitäten getrennt. Dass manche Discounter russische Lebensmittel aus ihrem Sortiment nehmen, sieht Alexej skeptisch:
O-Ton
Auch für Lisa ist der Austausch wichtiger als das Ausgrenzen: Sie erzählt mir, dass bei Kriegsausbruch russische Freunde sie fragten, ob ihre Verwandten froh über den Einmarsch seien. Die 21-Jährige sprach mit ihnen, erzählte von ihren Sorgen und konnte so, die Perspektive der Freunde verändern. Seit drei Wochen bangt sie jeden Tag um ihre Eltern in Kiew – aus Angst vor Plünderungen wollen diese die Stadt nicht verlassen.
O-Ton
Auch Alexejs Familie lebt in der Ukraine – sein Bruder hat sich der Armee in seinem Land angeschlossen. Für Alexej kommt das nicht in Frage. Er versucht von Deutschland aus, das zu tun, was möglich ist, um zu helfen. Zwei Mal war er bereits an der polnisch-ukrainischen Grenzen – in Zusammenarbeit mit anderen Firmen im Umkreis hat er Lebensmittel dorthin gebracht. Auch in Zukunft will er Spenden sammeln und weiterhelfen. Auch seine Mitarbeiter helfen, wo sie können:
O-Ton
Trotz des traurigen und angespannten Alltages gibt es auch Lichtblicke im „Alex“. Immer öfter kämen neue Kunden vorbei, die von seinem Angebot in der Zeitung oder im Netz erfahren hätten. Aber all das ist dem Ukrainer nur am Rande wichtig. Für die Zukunft hoffen er und seine Mitarbeiter vor allem auf eins: Dass der Krieg schnell ein Ende nimmt.
„Ich bin hier in Chemnitz vor einem Geschäft für osteuropäische Spezialitäten. Alekz heisst es und wird hier in Chemnitz auch als der sogenannte „Russenladen“ bezeichnet. Sein Besitzer ist aber keins Russe sondern Ukrainer.“
Alexej Jermolajew führt seinen Markt hier seit fast 15 Jahren. Im Angebot: internationale Lebensmittel aus Osteuropa, der Türkei, Asien und Russland. Alexej betreibt den Laden zusammen mit seiner Frau Olga und mehreren Mitarbeitern. Seine Kunden kommen aus allen Ländern: Neben deutschen, europäischen oder arabischen Kunden kaufen auch viele russischstämmige Chemnitzer hier ein. Im Hinterzimmer des Marktes erzählt mir Alexej zusammen mit einigen Mitarbeitern von den Spannungen, die hier seit dem Ausbruch des Krieges spürbar werden. Kunden, die ihn früher begrüßt hätten, seien nun still – auch politische Gespräche würden vermieden, erzählt eine Angestellte.
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Was aber besonders Nerven koste, seien die vielen Falschmeldungen, die über den Laden verbreitet würden:
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Darüber zu sprechen, fällt Alexej nicht leicht – er befürchtet, dass er weiteren Hass auf sich zieht, wenn er offen damit umgeht. Vor allem in dem russischen Netzwerk Odnoklassniki, in dem er ein Profil für seinen Laden hat, posten Unterstützer für Putins Politik verärgerte Kommentare. Das soziale Netzwerk ist nach VKontakte das zweitgrößte russische soziale Netzwerk. Alexej erzählt mir, dass er viele der Menschen hier persönlich kenne, die meisten kämen aus der Gegend. Dass er eine ukrainische Fahne an dem Schild seines Ladens hängte, ein symbolischer Akt der Solidarität mit seinem Heimatland wie er in vielen Städten zu sehen ist, sorgte in dem Netzwerk für Protest:
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Lisa kommt aus Kiew – sie arbeitet seit einem Jahr als Aushilfe im Aleks. Die junge Frau studiert Psychologie an der Technischen Universität Chemnitz und lebt seit zwei Jahren hier. Sie führt mich durch den Laden und zeigt mir die internationalen Produkte im Laden. Zum Beispiel Kreml-Lachs der Firma Lemberg – produziert in Kanada, verpackt in Deutschland. Im Aleks liegt die ukrainische Schokolade liegt neben russischer – hier wird nicht nach Nationalitäten getrennt. Dass manche Discounter russische Lebensmittel aus ihrem Sortiment nehmen, sieht Alexej skeptisch:
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Auch für Lisa ist der Austausch wichtiger als das Ausgrenzen: Sie erzählt mir, dass bei Kriegsausbruch russische Freunde sie fragten, ob ihre Verwandten froh über den Einmarsch seien. Die 21-Jährige sprach mit ihnen, erzählte von ihren Sorgen und konnte so, die Perspektive der Freunde verändern. Seit drei Wochen bangt sie jeden Tag um ihre Eltern in Kiew – aus Angst vor Plünderungen wollen diese die Stadt nicht verlassen.
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Auch Alexejs Familie lebt in der Ukraine – sein Bruder hat sich der Armee in seinem Land angeschlossen. Für Alexej kommt das nicht in Frage. Er versucht von Deutschland aus, das zu tun, was möglich ist, um zu helfen. Zwei Mal war er bereits an der polnisch-ukrainischen Grenzen – in Zusammenarbeit mit anderen Firmen im Umkreis hat er Lebensmittel dorthin gebracht. Auch in Zukunft will er Spenden sammeln und weiterhelfen. Auch seine Mitarbeiter helfen, wo sie können:
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Trotz des traurigen und angespannten Alltages gibt es auch Lichtblicke im „Alex“. Immer öfter kämen neue Kunden vorbei, die von seinem Angebot in der Zeitung oder im Netz erfahren hätten. Aber all das ist dem Ukrainer nur am Rande wichtig. Für die Zukunft hoffen er und seine Mitarbeiter vor allem auf eins: Dass der Krieg schnell ein Ende nimmt.