Urnen-Klau Mitbewohner vermutet Teufel selbst hinter dem makabren Scherz

Alt-68er Rainer Langhans (70) vermutet hinter der "Entführung" der Urne seines einstigen Mitbewohners Fritz Teufel einen makabren Scherz der linken Szene. Möglicherweise gehe die Aktion auf Teufel selbst zurück. "Beerdigen und Rumheulen - das ist unser Ding nicht", sagte der Altlinke Langhans am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. Teufel habe ein "schönes Leben" gehabt, man müsse sich daher freuen und nicht trauern.

Die mysteriöse "Überführung" der Urne des Alt- 68ers Fritz Teufel ans Grab von Studentenführer Rudi Dutschke in Berlin war wahrscheinlich ein makabrer Scherz - und keine Grabschändung von politischen Gegnern. Anders als anfangs geglaubt, wurde Teufels Urne nicht geöffnet und die enthaltene Asche verstreut, als Unbekannte sie vom Dorotheenstädtischen Friedhof im Bezirk Mitte stahlen. Die Schmuck-Urne sei am Freitag in unversehrtem Zustand neben Dutschkes Grab in Berlin-Dahlem gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher am Samstag der Nachrichtenagentur dpa.

Auf einem beiliegenden Schreiben freuten sich die Urheber über das Ende eines "teuflischen Spaßes". Friedhofsmitarbeiter hatten die Urne mit Aschekapsel am Freitag auf dem Kirchhof der St.-Annen-Gemeinde in Berlin-Dahlem überraschend am Grab von Linken-Ikone Dutschke gefunden. Vor einer Woche war Teufels Urne aus dem Grab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof verschwunden. Dort war er nach seinem Tod Anfang Juli vor einigen Wochen beigesetzt worden.

Vieles deutete bei dem Vorfall zunächst auf eine politisch motivierte Grabschändung hin: Am Grab waren Blumen zerknickt und Asche verstreut. Diese hielten die Ermittler für Teufels sterbliche Überreste und kehrten sie pietätvoll zusammen. Der Staatsschutz leitete Ermittlungen ein, eine Tat mit rechtsextremen Hintergrund wurde nicht ausgeschlossen.

67 Jahren gestorben. Das frühere Mitglied der Kommune 1 in Berlin hatte lange an Parkinson gelitten. Ende der 60er Jahre war der gebürtige Schwabe mit provozierenden Aktionen bekanntgeworden. Insgesamt verbrachte er acht Jahre im Gefängnis, unter anderem als Mitglied der terroristischen "Bewegung 2. Juni".

Alt-Kommunarde Rainer Langhans (70) hält es für möglich, dass Teufel die "Überführung" der Urne selbst in Auftrag gab. "Ihm ist so etwas zuzutrauen. Das ist sehr typisch für ihn." Ende der 60er Jahre war Teufel mit provozierenden Aktionen bekanntgeworden. Am 6. Juli starb er im Alter von 67 Jahren nach langer Parkinson-Krankheit.

Die verschwundene Urne von Teufel war nach gut einer Woche am Freitag am Grab des Studentenführers Rudi Dutschke (1940-1979) wieder aufgetaucht. Am Fundort lag ein Schreiben, in dem sich über das Ende eines "teuflischen Spaßes" gefreut wird.

DPA
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