Der Ruf der belgischen Polizei ist eh schon nicht der beste. Wenn ein belgischer Medienbericht stimmt, dürfte das Ansehen der Ermittler noch weiter sinken. Denn auf die Brüder Salah und Brahim Abdeslam, die mutmaßlichen Drahtzieher der Pariser Anschläge vom November 2015, wurde die Polizei wohl schon Anfang 2015 von einem Kriminalpolizisten aus dem Polizeibezirk Brüssel-West aufmerksam gemacht. Daraufhin seien die Brüder zwar verhört worden, aber ohne Anschuldigung wieder laufen gelassen worden.
Das geht laut der belgischen Zeitung "Le Soir" aus dem Zwischenbericht des "Comité P" hervor, das die Ermittlungen zu den Attentätern von Paris beurteilen soll. Das "Comité P" sei die "Polizei der Polizei", schreibt "Le Soir". In dem Bericht sei von einer ganzen Reihe von Versäumnissen die Rede. Nur wegen der Fehler der Polizei sei es den Brüdern möglich gewesen, sich der Überwachung zu entziehen unter der sie eigentlich hätten stehen sollen.
Keine Kapazitäten für die Überwachung?
Die zuständige Staatsanwaltschaft habe zwar die Anti-Terror-Einheit der belgischen Bundespolizei angewiesen, die Telefone und Mails der Brüder Abdeslam zu überwachen, so "Le Soir". Doch diese Ermittlungen seien bei den "roten Akten" gelandet: den Fällen, die zwar dringend seien, für die aber die Ressourcen fehlten, um sie zu bearbeiten, berichtet die Zeitung. Zwar haben wohl immer wieder Treffen stattgefunden, um herauszufinden, ob andere Polizeieinheiten die Mittel hätten, um die Ermittlungen fortzusetzen. Laut "Le Soir" litten aber alle Abteilungen unter dem Mangel an Zeit und Personal. Am 21. April 2015 sei der Fall der Brüder dann ohne Konsequenzen ad acta gelegt worden, berichtet "Le Soir".
Keine sieben Monate später waren Salah und Brahim Abdeslam dann wohl maßgeblich an den Pariser Anschlägen mit 130 Toten beteiligt. Auch die Anschläge in Brüssel sollen von Salah Abdeslam geplant worden sein.