Im Prozess um Zwangsrasuren bei den Amischen in Ohio ist der Gemeindeführer zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Bischof Samuel Mullet müsse wegen Anstiftung der religiös motivierten Hassverbrechen ins Gefängnis, urteilte am Freitag das Bundesgericht in Cleveland. Die Mitangeklagten erhielten Haftstrafen zwischen einem und sieben Jahren. Bei den Attacken mit Scheren und batteriebetriebenen Rasierern wurden mehrere Menschen verletzt. Gesichts- und Kopfbehaarung gelten bei den Amischen als heilig, daher waren die Angriffe als gezielte Demütigung zu werten.
Mullet hatte 15 seiner Glaubensbrüder und -schwestern dazu angestiftet, ungehorsamen Mitgliedern seiner ultrakonservativen Gemeinde die Haare abzuschneiden und den Bart zu rasieren.
Geschlagen und eingesperrt
Mullet hatte seine Gemeinde mit harter Hand geführt. Er bestrafte ungehorsame Mitglieder mit Schlägen und sperrte sie in Käfige. Der Richter bezeichnete den 67-Jährigen wegen seiner autoritären Machtausübung als "Gefahr für die Gemeinschaft". Die Staatsanwaltschaft hatte für den Bischof lebenslange Haft gefordert.
Die Amischen sind eine christliche Religionsbewegung, die großen Wert auf Familie, Gemeinschaft und Abgeschiedenheit von der Außenwelt legt. Technischen Fortschritt wie Elektrizität oder Telefon lehnen sie weitgehend ab und führen zumeist ein einfaches, bäuerliches Leben. Heute leben nach Medienberichten etwa 250.000 Amische in den USA, davon der Großteil in Ohio und Pennsylvania.