Es ist eine weitere tragische Tat unter vielen, die traumatisierte Kinder und Familien hinterlässt. In Nashville, im US-Bundesstaat Tennessee, erschoss eine 28-jährige Person drei Kinder und drei Erwachsene an einer Grundschule. Es handelt sich um die 19. Schießerei, die 2023 in einer US-amerikanischen Bildungseinrichtung stattgefunden hat. Was wir bisher wissen.
Die Tat
Die Convenant Grundschule ist eine christliche Privatschule in Nashville. Nach Angaben der Lokalzeitung "The Tennessean" werden dort rund 200 Schulkinder betreut. Die Polizei in Nashville berichtet, dass eine bewaffnete Person am Montag gegen 10 Uhr Ortszeit in die Covenant Church/School eingedrungen ist. Die Tatperson soll schwer bewaffnet gewesen sein, unter anderem mit zwei Sturmgewehren. Auf dem Video einer Überwachungskamera ist zu sehen, dass sie sich an einer seitlichen Glastür mit Hilfe der Waffen Zutritt verschafft und danach durch die Schule geht.
Um 10:13 Uhr erhielt die Polizei den ersten Notruf, in dem von Schüssen die Rede ist. Daraufhin fuhren Polizisten zur Schule und vernahmen Schüsse aus dem zweiten Stock. Dort soll die 28-jährige Person um 10:28 Uhr von den Einsatzkräften gestellt und erschossen worden sein. Damit sei Schlimmeres verhindert worden, machte John Drake, Polizeichef von Nashville, später deutlich.
Die Opfer
Bei dem Amoklauf wurden laut Polizei drei Kinder im Alter von neun Jahren getötet, zwei Mädchen und ein Junge. Außerdem drei erwachsene Mitglieder des Personals, eine 61-jährige Vertretungslehrerin, die Schulleiterin, 60 Jahre, und der Hausmeister, 61. Ob weitere Personen verletzt wurden, ist bisher unklar.
Die Tatperson
Die Tatperson ist der Polizei zufolge 28 Jahre alt und kommt aus Nashville, Audrey H. Die Polizei spricht von einer Schützin, wobei es sich um eine Person handeln soll, die sich zuletzt als männliche Transperson identifiziert haben soll. Transpersonen sind Menschen, die sich nicht oder nicht nur mit dem Geschlecht identifizieren, das bei ihrer Geburt dokumentiert wurde.
Audrey H. ging selbst dort zur Schule und soll die Tat geplant haben, das zeigen Schriften und detaillierte Lageplane, die gefunden wurden. "Wir haben ein Manifest, wir haben einige Schriften, die sich auf diesen Tag, diesen Vorfall beziehen, und die wir auswerten", sagte Polizeichef Drake. Ein in der Nähe der Schule geparktes Auto habe Hinweise zur Identität gegeben. Die Polizei soll bereits das Zuhause von H. durchsucht und mit dem Vater gesprochen haben.
Noch ist das Motiv unklar. "Es gibt im Moment eine Theorie, über die wir vielleicht später sprechen können, aber sie ist nicht bestätigt", so Drake. Audrey H. habe die Waffen nach Polizeiangaben legal erworben.
Durchgeknallt

Katie ist geflüchtet. Aus Kalifornien. Es sei ihr dort zu viel geworden, sagt sie. Zu viel der Gesetze und Regeln. Anders gesagt: In Kalifornien lebten Katie zu viele Anhänger der Demokratischen Partei von US-Präsident Joe Biden. "Unmöglich", sagt sie, "sich da noch wohlzufühlen." Katie und ihr Mann zogen nach Texas. Katie betrachtet den Bundesstaat als Heimat der Patrioten. Viele hier sind Anhänger der Republikanischen Partei von Ex-Präsident Trump. Es sind Leute, die ihre Freiheit lieben. Zum Beispiel die Freiheit, eine Waffe zu kaufen. Oder viele. Katie schießt, seit sie zehn ist. Inzwischen ist sie Mitglied der "Ladies Shooting League" und hat aus ihrem Weltbild ein Geschäftsmodell geschaffen: den "Good Patriot"-Shop. Dort verkauft sie T-Shirts und Sticker mit patriotischen Botschaften. Mit Zitaten aus der Verfassung oder solchen, die es nicht ganz in die Verfassung geschafft haben: "Live Free, stay Armed" – lebt frei, bleibt bewaffnet.
Der Kontext
Die Anzahl von Schießereien an Schulen hat in den letzten Jahren zugenommen. Laut dem Gun Violence Archive, einer NGO die Informationen über Gewalttaten mit Schusswaffen erfasst, wurden im vergangenen Jahr 6152 Kinder und Jugendliche durch Waffengewalt verletzt oder getötet. Mittlerweile sind Schusswaffen die häufigste Todesursache von Kindern und damit trauriger Alltag für viele Familien. Dem Weißen Haus zufolge wurden in den vergangenen 20 Jahren mehr Schulkinder durch Schusswaffen getötet, als Polizeikräfte und Soldaten im aktiven Dienst zusammen.
Auch das sogenante Violence Project sammelt Daten zu landesweiten Schießereien. Demzufolge sind 98 Prozent der Täter männlich. Weitere Statistiken zeigen, dass ein Großteil der Täter weiß ist und rund 34 Jahre alt.
Erste Reaktionen
Am Montagabend versammelten sich hunderte Menschen vor der Schule. Sie beteten und legten Blumen nieder. Ashbey Beasley überlebte selbst eine Schießerei in Highland Park. Seitdem kämpft sie für ein strengeres Waffenrecht und sprach am Montag vor der Covenant Schule: "Wie kann das immer noch passieren? Wie können unsere Kinder immer noch sterben, und warum lassen wir sie immer noch im Stich?"
Der Republikaner Andy Ogles sitzt für den zur Schule gehörigen Distrikt im Repräsentantenhaus. Er bedankte sich bei den Ersthelfern und erklärte in einem Statement, er sei am Boden zuerstört: "Als Vater von drei Kindern bin ich zutiefst erschüttert über diesen sinnlosen Gewaltakt." Er verfolge die Situation und arbeite mit den Behörden zusammen. Gleichzeitig steht Ogles als politisch Verantwortlicher in der Kritik, weil er 2021 gemeinsam mit seiner Familie auf einer Weihnachtskarte mit Waffen posierte:
Auch US-Präsident Joe Biden äußerte sich bestürzt und forderte den Kongress auf, strengere Waffengesetze zu erlassen: "Wir müssen mehr tun um Waffengewalt zu stoppen." Außerdem wies Biden erneut auf einen Gesetzesentwurf hin ("Assault weapons ban"), der halbautomatische Schusswaffen verbieten würde, wie sie auch an der Grundschule in Nashville verwendet worden waren. Erst im Sommer 2022 hatte die Demokratische Partei das Gesetz im Repräsentantenhaus verabschiedet. Der Entwurf schaffte es jedoch nicht durch den Senat, die zweite Kammer des US-Kongresses. Seit den Midterm-Wahlen im November 2022 hat die Republikanische Partei die Mehrheit im Repräsentantenhaus, was eine Verschärfung des Waffenrechts erschweren dürfte.
Quellen: Nashville Polizei,New York Times, Vox News, Gun Violence Archive, The Violence Project, National Institute of Justice, mit Informationen der Nachrichtenagenturen