Amoklauf an Schulen Wieviele Zeitbomben ticken noch?

Der Warnung vor einem Amoklauf in Offenburg zieht eine Reihe von Trittbrettfahrern nach sich. In Schleswig, Köln und Frankfurt hat es ebenfalls Drohungen gegeben, in München ging der Polizei ein potenzieller Gewalttäter ins Netz.

Schülern, Eltern und Lehrern im Südwesten steht ein weiterer Tag mit der Angst vor einem möglichen Amoklauf bevor. Die Polizei werde auch am Freitag an den Schulen präsent sein, sagte ein Sprecher. "Es wird nur langsam wieder Normalität einkehren."

Die Polizei in Baden-Württemberg sucht weiterhin nach dem Urheber einer anonymen Warnung im Internet. Ein Unbekannter hatte bei einem Ballerspiel einen Amoklauf an seiner Schule angedroht. Die darauf folgende, öffentliche Warnung der Stuttgarter Landesregierung hat inzwischen in ganz Deutschland Trittbrettfahrer auf den Plan gerufen.

Am Donnerstagvormittag war in der Schule in Schleswig ein Zettel an einer Schultür entdeckt worden, auf dem ein Amoklauf angekündigt wurde. Nach intensiven Beratungen hätten die Behörden beschlossen, "in der gegenwärtigen aufgeheizten Situation der Schule Polizeischutz zu gewähren". Selbst wenn es sich um einen üblen Scherz handele, sei dies ein Straftatbestand, sagte eine Sprecherin des schleswig-holsteinischen Bildungsministeriums. Zudem müsse der Nachahmer die Kosten des Polizeieinsatzes zahlen.

Allein in Baden-Württemberg kündigten mindestens zehn Nachahmer Gewalttaten an Schulen an. Ein 19-Jähriger aus Achern wurde im Schnellverfahren zu vier Wochen Dauerarrest verurteilt. Ein 20-Jähriger im sächsischen Döbeln kündigte nach einem Schulverweis telefonisch bei der Polizei die Sprengung seiner Berufsschule an und wird seither vermisst. Im sauerländischen Marsberg wurde ein 16-Jähriger vorübergehend festgenommen, nachdem er im Internet Amokpläne angedeutet hatte. Weitere Vorfälle gab es unter anderem in Köln, Frankfurt und Saarbrücken.

Mann wollte sich für Kündigung rächen

Der bayerischen Polizei ging vermutlich ein echter potenzieller Gewalttäter ins Netz. Der 21-jährige hatte in einem Internet-Chatroom einen Amoklauf an seiner ehemaligen Arbeitsstätte angekündigt, war aber bereits festgenommen worden. Der Chef der Münchner Mordkommission, Josef Wilfling, sagte der "Süddeutschen Zeitung", der Mann habe es ernst gemeint. Er habe sich für seine Kündigung rächen wollen. "Wir haben ihn gerade noch abgefangen", so Wilfling. Der Mann sei eine "tickende Zeitbombe".

DPA
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