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Israel Frau drohen 14 Jahre Haft für Beschneidung ihres Sohnes

Instrumente für eine traditionelle Beschneidung von Männern
Instrumente für eine traditionelle Beschneidung von Männern
© Picture Alliance/Godong
98 Prozent der jüdischen Männer in Israel sind beschnitten. Dennoch steht nun eine Asylbewerberin aus Eritrea wegen der Beschneidung ihres vierjährigen Sohnes vor Gericht. 

Eine Asylbewerberin aus Eritrea muss sich in Israel vor Gericht verantworten, weil sie ihren vierjährigen Sohn selbst beschnitten hat. Ihr wird Kindesmissbrauch vorgeworfen. Der Frau drohen bis zu 14 Jahre Haft. Dabei sind in dem Land 98 Prozent der männlichen Juden und fast alle Muslime beschnitten.

Wie die lokale Nachrichtenseite "Haaretz" berichtet, führte die Frau den Eingriff im März des vergangenen Jahres bei sich zu Hause durch. Dabei benutzte sie aber nicht die traditionellen Instrumente, die bei dem jüdischen Ritual üblicherweise verwendet werden. "Wenn ein Mann mit einem Bart und einer Kipa die Beschneidung an einem acht Tage alten Baby durchführt, scheint das für uns die natürlichste Sache der Welt zu sein", verteidigte ihr Anwalt sie vor Gericht. "Aber wenn der Junge ein bisschen älter ist und die Instrumente ein wenig anders sind, ist plötzlich von einem Missbrauch die Rede, der streng bestraft werden muss."

In der israelischen Gesetzgebung ist dabei gar nicht definiert, wie eine Beschneidung abzulaufen hat. Auch die Anwesenheit eines Arztes ist nicht vorgeschrieben. 

Gängige Praxis in Eritrea

Die Eri­t­re­e­rin selbst erklärte vor Gericht: "Das ist mein Sohn, mein Baby. Nachdem ich bei so vielen Stellen nachgefragt habe, wie man es macht, habe ich die Sache selbst in die Hand genommen und die Beschneidung durchgeführt. In der eritreischen Kultur weiß jeder, wie man das macht."

In ländlichen Gebieten von Eritrea werden Beschneidungen tatsächlich oft von Frauen durchgeführt. Auch bei Kindern, die bereits ein paar Jahre alt sind, ist es eine gängige Praxis.

Doch dieses Argument lässt das Gericht nicht gelten. Kulturelle Traditionen könnten dazu dienen, Missbrauch zu vertuschen. Es sei dieselbe Ausrede, derer sich etwa Männer bedienen, die ihre Frauen schlagen.

Ein Versuch die Beschneidungen zu reglementieren

Die Anklage wirft der Mutter vor, das Kind während der Prozedur festgehalten haben. "Die Angeklagte ignorierte die Schreie des Geschädigten und fuhr damit fort, die Haut vom Sexualorgan abzutrennen", heißt es in der Anklageschrift. Die Verteidigung argumentiert jedoch, dass dies von allen Beschneidungen behauptet werden könne. 

Und so geht es in dem Prozess vor allem um die Frage, wer und wann eine Beschneidung durchführen darf. Versuche, das Ritual zu reglementieren, sind in der Vergangenheit gescheitert. Ein Urteil würde also einen Präzedenzfall schaffen.

ivi

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