Hinter dem Massaker an einer Schule der Religionsgemeinschaft Amish in den USA haben den Ermittlern zufolge womöglich sexuelle Motive gestanden. Zwar gebe es keine Beweise für einen geplanten sexuellen Übergriff des 32-jährigen Täters, sagte Jeffrey Miller von der Polizei im Bundesstaat Pennsylvania bei einer Pressekonferenz. Aber es sei sehr gut möglich, dass er "diese Kinder auf viele Arten schikanieren wollte, bevor er sie und sich selbst tötete".
Der Angreifer, selbst Familienvater, hatte am Montag an einer Schule der tiefgläubigen Amish-Gemeinschaft in Pennsylvania fünf Mädchen regelrecht hingerichtet. Es war der dritte tödliche Amoklauf an einer US-Schule binnen einer Woche. Der schwerbewaffnete Milchwagenfahrer stürmte die Schule, ließ nach Polizeiangaben Jungen und Erwachsene frei und erschoss anschließend drei Mädchen. Zwei weitere Mädchen starben in der Nacht an ihren Verletzungen, ein weiteres befand sich am Dienstag noch in kritischem Zustand. Der Täter selbst beging Selbstmord, als die Polizei das Gebäude stürmte.
Missbrauchsgeständnis im Abschiedsbrief
Der Mann habe seiner Ehefrau in einem Abschiedsbrief gestanden, er habe vor 20 Jahren zwei jüngere weibliche Familienmitglieder missbraucht. Nun habe er davon geträumt, diese Tat zu wiederholen, sagten die Ermittler. Sie erklärten, sie hätten bisher nicht überprüfen können, ob der Täter als Jugendlicher tatsächlich seine Verwandten missbraucht habe. Der Lastwagenfahrer habe zudem unter dem Tod seiner Tochter gelitten, die vor neun Jahren kurz nach der Geburt gestorben war.
Nach Angaben der Polizei hatte der Täter Gleitmittel bei sich gehabt genauso wie Draht, Paketband, einen Hammer und eine Metallsäge - Gegenstände, mit denen er die Mädchen hätte quälen können. "Er war ein sehr tief gestörter Mensch, aber nicht auf die Art und Weise, als dass es die Menschen oberflächlich hätten erkennen können", sagte Miller. Während er die Tat akribisch geplant habe, sei er durch die schnell eintreffende Polizei aus dem Konzept gebracht worden.
Amish-Hintergrund spielte keine Rolle
An der Georgetown School im Landkreis Lancaster etwa 100 Kilometer westlich von Philadelphia wurden 26 Schüler im Alter zwischen sechs und 13 Jahren unterrichtet. Die Polizei erklärte, der Täter habe sich die Schule wohl ausgesucht, weil sie ein einfaches Ziel war. Der Amish-Hintergrund habe offenbar kaum eine Rolle gespielt.
Die Amish sind eine konservative Gruppe der Mennoniten, die sich 1693 in Europa abspalteten. Sie wanderte später in die USA aus und siedelte sich insbesondere in Pennsylvania und Ohio an. Bis heute werden Messen auch auf Deutsch abgehalten. Die Amish lehnen viele Aspekte des modernen Lebens ab, unter anderem Kraftfahrzeuge.