Nach dem Fund vergifteter Lebensmittel am Bodensee fahndet die Polizei weiter intensiv nach dem Täter. Der Unbekannte hat nach Angaben der Beamten mit der Manipulation weiterer Produkte in deutschen Supermärkten und Drogerien gedroht, um eine zweistellige Millionensumme zu erpressen. Ein Überblick.
Der Täter
Am Donnerstag veröffentlichten die Behörden ein Foto eines dringend Tatverdächtigen sowie eine Videosequenz von einer Überwachungskamera. Darauf ist ein etwa 50 Jahre alter Mann mittlerer Größe mit schlanker, sportlicher Statur zu sehen. Besonders auffällig sei ein weißer Sohlenrand an den Sportschuhen des Abgebildeten.
Das Erpresserschreiben
Das Erpresserschreiben richtete sich den Angaben zufolge an mehrere Adressaten - einschließlich der Polizei. Darin drohte der Unbekannte demnach, bei Nichterfüllung seiner Geldforderung in Lebensmittel- und Drogeriemärkten im In- und Ausland Produkte zu deponieren, die eine giftige Substanz enthalten. Den Ermittlern zufolge hat der Erpresser bereits einen Ort für eine Geldübergabe genannt - außerhalb der Bodenseeregion.
Die Drohung umfasse nicht nur Babynahrung, sagte ein Polizeisprecher. Der Erpresser habe gedroht, 20 verschiedene Lebensmittel zu vergiften. Die betroffenen Geschäfte waren nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA in einer Erpresser-E-Mail benannt worden.
Um den Fall zu klären, wurde eine Sonderkommission "Apfel" mit rund 220 Ermittlern gegründet. Eine internationale Fahndung nach dem oder den Erpressern, vor allem auch in Österreich und der Schweiz, läuft.
Die Gefahr
Die Ermittler gehen derzeit davon aus, alle bislang betroffenen Gläser entdeckt zu haben. Das Gift Ethylenglycol sei in die Babynahrung eingerührt worden, hieß es. Der Verzehr der bei Raumtemperatur farblosen Flüssigkeit könne lebensbedrohlich sein. Es drohten "sehr ernsthafte Gesundheitsgefahren bis hin zum Tod", sagte ein Polizeisprecher.
Der Rat der Polizei
Die Menschen sollten auf manipulierte Produkte achten und die Polizei informieren. "Ordnungsgemäß verschlossene Gläser weisen üblicherweise eine Wölbung nach innen auf, beim Öffnen ist ein Knackgeräusch zu hören", warnten Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Mitteilung.
Der Stand der Ermittlungen
Es gibt inzwischen mehrere Hundert Hinweise auf den Täter. Es zeichne sich aber noch keine heiße Spur ab, sagte ein Sprecher der Polizei Konstanz am Freitag. Bei einem Hinweistelefon gingen laut dem Polizeisprecher bis Freitagmorgen rund 650 Anrufe ein. Zudem lagen demnach 60 E-Mails vor. In den meisten Fällen hätten aber besorgte Bürger gefragt, wie sich jetzt verhalten sollten, sagte der Sprecher.