Diamantenraub Der Coup des Carlos Flomenbaum

Die Tat wirkt wie das perfekte Verbrechen: Ein Herr mittleren Alters erschleicht sich das Vertrauen einer Bank und erleichtert sie schließlich um 24 Kilogramm Diamanten im Wert von 21 Millionen Euro. Vom Täter fehlt jede Spur. Noch.

An einen Actionthriller fühlte sich die flämische Zeitung "Het Laatse Nieuws" erinnert: "Ein Mann nimmt eine falsche Identität an, taucht ein Jahr in einer Großstadt unter, schlüpft in einen Maßanzug, gewinnt als Kunde das Vertrauen einer großen Bank, mietet ein Schließfach, kommt dort zwei Mal täglich zu festen Zeiten vorbei - elf Uhr und drei Uhr - und studiert Tag und Nacht alle Details, die er sieht." Um schließlich, als ihm die Zeit reif erschien, zuzuschlagen.

Das war am Ende Februar: Der große Unbekannte hatte den Tresorraum der Bank in Antwerpen als letzter Kunde besucht, und tauchte auf den Bildern der Überwachungskameras ein paar Tage als erster wieder auf. Danach entdeckten Angestellte die aufgebrochenen Schließfächer: 24 Kilogramm Diamanten oder 120.000 Karat waren nach Angaben der Zeitung "De Standaard" verschwunden, darunter etliche seltene Stücke. Die meisten hatte die Bank als Pfand für Darlehen aufbewahrt. 21 Millionen war der Coup wert, von Täter aber fehlt jede Spur.

"Niemand konnte was über diesen Mann erzählen"

Die Tat trägt alle Zeichen eines perfekten Verbrechens. Außer der Kopie eines falschen argentinischen Reisepasses besitze die Staatsanwaltschaft praktisch keine Anhaltspunkte, um den mutmaßlichen Täter aufzuspüren. Tagelang klapperten die Beamten vergangene Woche das Antwerpener Diamantenviertel mit dem Phantombild in der Hand ab. "Aber niemand konnte uns etwas über diesen Mann erzählen", sagte Justizsprecher Dominique Reyniers dem "Standaard".

Der höchstens 60 Jahre alte, rund 1,90 Meter große Verdächtige sprach mit einem amerikanischen Akzent und gab sich als gebürtiger Argentinier aus. Der Pass mit dem Namen Carlos Flomenbaum, den er bei der ABN-Amro-Bank vorlegte, war vor Jahren in Israel gestohlen worden. "Der echte Carlos Flomenbaum wohnt in Argentinien und erholt sich immer noch von dem Schreck, nachdem ihn Fahnder in der vergangenen Woche zu den gestohlenen Diamanten von Antwerpen befragten", schreibt "Het Laatste Nieuws".

Allzu sicher sollte sich der Täter dennoch nicht fühlen: Von den vier größten Diamanten-Diebstählen der vergangenen Jahre klärte die Antwerpener Polizei drei auf. Darunter auch den Einbruch im Diamond Center im Februar 2003, der als erfolgreichster Coup aller Zeiten ins Guiness-Buch der Rekorde einging. Der Kopf der Bande sitzt inzwischen hinter Schloss und Riegel. Die Beute im Wert von 100 Millionen Euro allerdings ist bisher nicht wieder aufgetaucht.

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Roland Siegloff/DPA

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