El Salvador Mysteriöser Mord an Deutschem

Von Cecibel Romero, San Salvador
Er kam, sah und starb: Kurz nachdem der Deutsche Andreas Knöller in El Salvador ankam wurde er erschossen. Lange Zeit wusste die Polizei nicht einmal, wer der Mann war. Ganz anders als die Staatsanwaltschaft Leipzig.

Ein tragischer "Kurzbesuch" in einem gewalttätigen Land: Am 2. Januar um 18 Uhr landete Andreas Knöller, 37, auf dem internationalen Flughafen von El Salvador. Er war von Wien über Miami nach Zentralamerika geflogen und auf das tropische Klima vorbereitet: Er trug ein blaues Hemd, kurze Hosen und Turnschuhe.

Nicht mal ins Hotel gekommen

In der Hauptstadt San Salvador, vierzig Kilometer vom am Pazifik gelegenen Flughafen entfernt, hatte er ein Hotel gebucht. Doch so weit ist er nicht gekommen. Kurz vor Mittag des nächsten Tages wurde seine Leiche kaum fünf Kilometer vom Flughafen entfernt gefunden, am Rand eines kleinen Straße, die zu dem Weiler Rosario de Mora führt. Knöller war mit drei Schüssen ermordet worden: Zwei in die Brust, einer in den Kopf. Der oder die Täter hatten aus wenigen Zentimetern Entfernung geschossen. "Mein Gott, hatte der viele Schmauchspuren auf der Haut", wunderte sich die Gerichtsmedizinerin Claudia Chincilla, die seine Leiche untersuchte.

Der Tote muss etliche Stunden am Straßenrand gelegen haben. Der linke Arm und die Brust waren bereits von Tieren angefressen worden. Am Fundort der Leiche waren weder Blutspuren noch Patronenhülsen. Die Bewohner der nächsten Häuser hatten keine Schüsse gehört. Die Polizei vermutet deshalb, dass Knöller an einem anderen Ort erschossen wurde.

Der Tote hatte keine Papiere bei sich

Die Ermittler wussten zunächst nicht, wer der Tote war. Er hatte keine Papiere bei sich. Auf Grund seines Äußeren glaubten sie zuerst, der junge Mann mit kahl rasiertem Schädel sei Italiener oder Franzose. Erst Tage später wurde er von Beamten der Deutschen Botschaft identifiziert. Inzwischen wurden seine Reste nach Deutschland überführt.

Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes gegen Unbekannt eingeleitet. Knöller war in Sachsen bereits bekannt: Am 31. Mai 2007 hat ihn die Wirtschaftskammer des Landgerichts Leipzig vom Vorwurf der Geldwäsche und der gewerbsmäßigen Steuerhinterziehung freigesprochen. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Leipzig läuft in Halle ein Ermittlungsverfahren gegen Insolvenzverschleppung gegen ihn.

"Wir behandeln ihn wie jedes andere Opfer"

Bei den Ermittlungen der Polizei in El Salvador spiele diese Vorgeschichte keine Rolle, sagt Staatsanwalt Jorge Bolanos in der Hauptstadt San Salvador. "Wir behandeln ihn wie jedes andere Opfer, das in unserem Land zu Tode gekommen ist." Was Knöller in El Salvador wollte und warum er ermordet wurde, ist noch völlig im Dunkeln. "Wir wissen so gut wie nichts", sagt Carsten Thiele, der Sprecher der deutschen Botschaft in San Salvador. "Der Fall ist wirklich mysteriös."

Vieles spricht dafür, dass der Mord nie aufgeklärt wird. El Salvador, ein Land so groß wie Hessen mit knapp sieben Millionen Einwohnern, ist das gewalttätigste in der Region. Allein in den Monaten Januar und Februar 2008 wurden über 500 Menschen ermordet. Meist kommen die Täter ungeschoren davon.

"Die Deutschen wollen Ergebnisse sehen

Weniger als zehn Prozent von ihnen werden jemals verurteilt. Die Polizei ist schlecht ausgebildet und völlig überlastet. Die deutsche Polizei drängt deshalb auf akribische Ermittlungen. "Wir bekommen ziemlich Druck von den deutschen Kollegen", sagte ein mit dem Fall befasster Polizist. "Und die wollen Ergebnisse sehen."

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