Das Verfahren gegen den Amtsvormund des zu Tode misshandelten zweijährigen Kevin aus Bremen wird gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt. Verteidigung und Staatsanwaltschaft stimmten nach Mitteilung des Bremer Landgerichts von Dienstag fristgerecht dem Vorschlag zu, dass der Angeklagte 5000 Euro an eine Kindereinrichtung zahlen soll. Die Einstellung des Verfahrens soll beim nächsten Sitzungstermin am 25. August vollzogen werden. Der Amtsvormund musste sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten.
Der schwer misshandelte Kevin war am 10. Oktober 2006 eingewickelt in Säcke tot im Kühlschrank seines Ziehvaters entdeckt worden. Als die Jugendbehörde nach zahlreichen Hinweisen auf Misshandlungen sich zum Eingreifen entschlossen hatte, war es für den Jungen Wochen, wenn nicht gar Monate zu spät. Eigentlich hatte gemeinsam mit dem Amtsvormund auch der direkt für Kevin zuständige Sozialarbeiter mit auf der Anklagebank sitzen sollen, doch das Verfahren wurde wegen Verhandlungsunfähigkeit eingestellt. Auf ihn hatte sich der größte Teil der Anklage bezogen.
Wie schon im ersten Verfahren gegen Kevins Ziehvater - er wurde im Juni 2008 wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu zehn Jahren Haft verurteilt - und auch in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss hatte der Prozess gegen den Amtsvormund die Gräuel gegen das Kind wieder allgegenwärtig gemacht. Und wieder hatte sich gezeigt, dass die zuständigen Behörden unterbesetzt waren und die Arbeit für die Amtsvormunde kaum zu leisten war. So hatte der Amtsvormund zu Beginn des Prozesses gegen ihn im Juni erklärt, er habe damals rund 240 Kinder als Vormund betreuen müssen. Die Amtsvormünder seien im Stich gelassen worden. "Ich trauere um den Tod des Jungen, heute wie damals", sagte er. Er sei damals viel zu spät in die Wohnung des Ziehvaters gegangen.
Der Vorschlag, den Prozess einzustellen, war direkt von der Vorsitzenden Richterin Barbara Lätzel gekommen. Von einem Freispruch könne zwar nicht ausgegangen werden. Doch habe das Gericht sehr wohl gesehen, unter welchen Bedingungen die Arbeit der Amtsvormunde damals stattgefunden habe, hatte sie erklärt.