Hamburg Polizist schießt Mann nieder - Polizeisprecher verteidigt ihn

In Hamburg hat ein Polizist einen Mann mit drei Schüssen ins Bein niedergestreckt. Am Ort des Geschehens entstehen tumultartige Proteste gegen das Vorgehen des Beamten. Ein Polizeisprecher ordnet den Fall ein.

Es waren Szenen, die man eher in den USA als in Hamburg vermuten würde: Vor einer Kneipe im bahnhofsnahen Stadtteil St. Georg stehen am Mittwoch um kurz nach 16 Uhr Dutzende Männer und skandieren wütend Parolen. Polizisten sichern den Bereich mit Flatterband, halten die Menschen zurück. Der Grund für den Tumult: Zuvor hatte ein Polizist einen mit einem Messer bewaffneten Mann niedergeschossen.

Der 46 Jahre alte Beamte habe mehrfach geschossen und den 33 Jahre alten Mann, nach Informationen der "Hamburger Morgenpost" ein Asylbewerber aus Ghana, mindestens einmal ins Bein getroffen, sagte Polizeisprecher Timo Zill. Der 33-Jährige wurde nach dem Vorfall im Stadtteil St. Georg zu einer Notoperation in ein Krankenhaus gebracht. Für die Protestler am Tatort ein Fall von Polizeigewalt: "Es kann nicht sein, dass hier ein Schwarzer einfach niedergeschossen wird", sagt ein Mann der "Morgenpost". 

Hamburger Polizeisprecher verteidigt den Beamten

Den Schüssen war nach Zills Angaben ein Handgemenge zwischen dem Beamten in Zivil und seinem Widersacher vorangegangen. Der Polizist hatte den Unbekannten angehalten, nachdem er nach Polizeiangaben von zwei Frauen auf den offensichtlich aggressiv auftretenden und mit einem Messer bewaffneten Mann aufmerksam gemacht worden war. Der Mann habe eine Bewegung in Richtung des Beamten gemacht, woraufhin dieser Pfefferspray eingesetzt habe.

Nach einem Fluchtversuch habe der Polizist den Mann zu Boden gebracht, woraufhin dieser versucht habe, mit dem Messer anzugreifen. "Und in dieser - nach erstem Anschein - offensichtlichen Notwehrsituation hat der Kollege dann von seiner Schusswaffe mehrfach Gebrauch gemacht und hat eben diese Person angeschossen", sagte Zill.

Polizei schießt in Deutschland vergleichsweise selten auf Menschen

Zum Zustand des 33 Jahre alten Mannes und zu seiner Identität konnte Zill zunächst keine Angaben machen. Die Schussabgabe in einer Überprüfungssituation sei eine psychisch belastende Situation für den Polizisten, er werde entsprechend betreut. "Das Dezernat für interne Ermittlungen ist in eigener Zuständigkeit tätig", hieß es in einer Mitteilung. 

Dass Polizisten Schüsse auf Menschen abgeben, geschieht in Deutschland vergleichsweise selten: 40 Mal schossen Beamte nach einer Statistik der Deutschen Hochschule der Polizei im Jahr 2015 gezielt auf Menschen: In 34 Fällen aus Notwehr, vier Mal, um Verbrechen zu verhindern, und zwei Mal, um eine Flucht zu vereiteln. Zehn Menschen starben durch Polizeischüsse. Zum Vergleich: Heruntergebrochen auf die Einwohnerzahl waren es in den USA im selben Zeitraum fast 25-mal so viele. 

stern Logo
stern Logo
Video von Banküberfall: Polizei Hamburg fahndet nach diesem Mann
rös/dpa

PRODUKTE & TIPPS