Rong Yuan muss gespürt haben, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging an ihrem Arbeitsplatz in dem kleinen Technikunternehmen Berkeley Engineering and Research nördlich von Oakland im US-Bundesstaat Kalifornien. Ihr Mittagessen hatte oft einen seltsamen Geruch und Geschmack. Auch das Wasser, das sie offen zugänglich auf ihrem Schreibtisch stehen ließ, schmeckte manchmal etwas komisch. Sie aß und trank trotzdem und litt wiederholt an "unmittelbaren und erheblichen Gesundheitsproblemen", zitiert die Washington Post aus Gerichtsakten. Yuan wurde richtig krank, mehrmals musste sie ins Krankenhaus. Immer nachdem sie im Büro etwas gegessen oder getrunken hatte.
In der vergangenen Woche wurde ihr Kollege David X. verhaftet. Dem Ingenieur wird vorgeworfen, seine Kollegin vorsätzlich und systematisch über Monate vergiftet zu haben. Dazu soll er das giftige Schwermetall Kadmium in ihre Wasserflasche oder in das Essen gekippt haben.
Giftiges Schwermetall Kadmium
Angefangen haben soll das alles um den 9. Oktober 2017, heißt es in dem offiziellen Bericht der Polizei. Yuan litt immer wieder unter Beschwerden nach dem Essen, einige Wochen später wurden auch zwei ihrer Familienangehörigen krank. Sie hatten aus Yuans Wasserflasche getrunken, die sie von der Arbeit mit nach Hause gebracht hatte.
Yuan muss einen Verdacht gehabt haben, denn sie sichtete das Material einer Überwachungskamera im Büro. Als sie sich durch die Aufnahmen arbeitete, entdeckte sie, dass X. ihre eine Substanz in die Wasserflasche kippt. Proben des Wassers ergeben: Es handelt sich um Kadmium. Yuan und ihre erkrankten Familienangehörigen werden untersucht. Auch in ihren Körpern finden die Ärzte erhöhte Kadmiumwerte.
Kadmium ist ein giftiges Schwermetall, das nach Einnahme zunächst den Magen reizt und zu Durchfall und Erbrechen führt. In besonders starken Vergiftungsfällen kann es tödlich wirken. Werden über einen längeren Zeitraum geringe Mengen Kadmium eingenommen, kann dies die Nieren schädigen und Knochen können schneller brechen. Auch steht Kadmium im Verdacht, krebserregend zu sein.
Anwältin äußert sich
Bislang können die Beamten nur rätseln, warum der Kollege Yuan vergiften wollte. Seine Anwältin weist die Vorwürfe zurück. "Wie Sie alle wissen, wird er für unschuldig gehalten", sagte seine Anwältin Julia Jayne auf dem Weg ins Gericht zu den US-Reportern. Der Angeklagte hätte keine Vorstrafen und stelle keine Bedrohung dar, sondern sei ein Mensch, der einer "liebevollen Familie und Gemeinschaft" angehöre. Der Familienvater von zwei Kindern sei unschuldig.
Die Polizei und die Staatsanwaltschaft hat sich bislang nicht zu dem Fall geäußert.
Quelle: Washington Post; ABC News;