Kardelen-Prozess Zeugen belasten Angeklagten Ali K.

Im Prozess um den Mord an der achtjährigen Kardelen aus Paderborn hat der Angeklagte Ali K. erneut seinen Schwiegervater beschuldigt, der Täter zu sein. Dieser erschien als Zeuge vor Gericht und widersprach. Und noch eine weitere Aussage erschüttert die Version von Ali K.

Das Zerwürfnis zwischen dem mutmaßlichen Täter und seinem Schwiegervater hat am Donnerstag den zweiten Verhandlungstag im Prozess wegen des Todes der kleinen Kardelen aus Paderborn bestimmt. Vor dem Schwurgericht im westtürkischen Söke blieb der Angeklagte Ali K. bei seiner Darstellung, nicht er, sondern sein Schwiegervater Kadir Ayaz habe das Mädchen im Januar ermordet, wie türkische Medien am Abend meldeten. Ayaz, der als Zeuge zur Verhandlung nach Söke gekommen war, wies dies zurück. Der Richter vertagte das Verfahren auf den 24. Dezember.

K. soll die achtjährige Kardelen, ein Kind aus einem Nachbarhaus in Paderborn, im Januar vergewaltigt und getötet haben und anschließend in die Türkei geflohen sein, wo er Mitte Februar festgenommen wurde. Zum Prozessauftakt hatte er gesagt, sein Schwiegervater Ayaz habe das Kind getötet und ihn gezwungen, bei der Beseitigung der Leiche zu helfen.

Vor Gericht wurden die in Deutschland und der Türkei gemachten Aussagen von Ayaz sowie von K.'s Frau Zehra verlesen. Ayaz wies vor dem Richter alle Beschuldigungen des Angeklagten zurück. Der Schwiegervater erklärte zudem, er habe keinen Zugang zu der Wohnung gehabt.

Die Ehefrau des mutmaßlichen Mörders, die nicht im Gerichtssaal war, hatte zu Protokoll gegeben, ihren Mann am 12. Januar mit der Leiche gefunden zu haben. Kur habe erklärt, er habe "auf den Teufel gehört". Dann hätten sie die Leiche des Kindes gewaschen und weggebracht.

Zehra K. gab an, sie sei von der Familie ihres Mannes unter Druck gesetzt worden, um falsche Aussagen zu machen. Dann aber sei ihr Kardelen im Traum erschienen, weshalb sie sich entschlossen habe, die Wahrheit zu sagen.

DNA-Spuren nur vom Angeklagten und seiner Frau

Das Gericht lehnte den Antrag der Verteidigung ab, Ayaz einem DNA-Test zu unterziehen. Der Richter betonte, die deutschen Behörden hätten nach der Tat lediglich DNA-Spuren von K. und dessen Frau am Tatort gefunden. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Paderborn ist noch kein Ersuchen auf Rechtshilfe aus der Türkei eingegangen. "Wir erwägen nach der Aussage von Ali K. auch keine Ermittlungen gegen den Schwiegervater Kadir A.", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Rürup. "Wir haben sichere Ermittlungsergebnisse und die sehen nur Ali K. als Täter."

Die Angehörigen von Kardelen forderten das Gericht auf, K. so schnell wie möglich zu verurteilen. Ob an Heiligabend, der in der muslimischen Türkei kein Feiertag ist, ein Urteil fällt, stand am Donnerstagabend nicht fest. Bei einer Verurteilung muss Ali K. mit lebenslanger Haft rechnen.

DPA
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