Korruptionsskandal Spanische Königstochter Cristina steht unter Verdacht

Eine Finanzaffäre wirft Schatten auf die spanische Königsfamilie. Nach dem Schwiegersohn Urdangarín steht nun auch dessen Frau Cristina im Verdacht. Es geht um Unterschlagung von Steuergeldern.

Der Ärger reißt nicht ab: Während Spaniens König Juan Carlos sich von seiner Bandscheibenoperation erholt, ziehen sich über dem Zarzuela-Palast dunkle Wolken zusammen. Ein Ermittlungsrichter auf Mallorca erklärte die Königstochter Cristina in einem Finanzskandal zu einer Verdächtigen. Er lud die 47-Jährige für den 27. April zu einer Vernehmung vor.

Es war für das Königshaus schon peinlich genug, dass Cristinas Mann Iñaki Urdangarín vor gut einem Jahr als Beschuldigter vor Gericht erscheinen musste. Zum ersten Mal wurde ein Angehöriger der königlichen Familie im Zuge eines Korruptionsskandals als Verdächtiger von einem Richter vernommen. Nun muss auch die zweitälteste Tochter von Juan Carlos und Königin Sofía sich dieser schmachvollen Prozedur unterziehen.

Monarchiegegner fühlen sich bestätigt

Der 75 Jahre alte Monarch hatte in den vergangenen Monaten erhebliche Anstrengungen unternommen, nach seiner umstrittenen Elefantenjagd in Afrika das angekratzte Image des Königshauses wiederherzustellen. Aber die Urdangarín-Affäre wirft immer neue Schatten auf die Monarchie. Der Parteichef der Vereinten Linken (IU) und Monarchiegegner, Cayo Lara, witzelte einmal: "Urdangarín hat für die Wiedereinführung der Republik mehr getan, als wir in den vergangenen Jahren erreichen konnten."

Der König war nach Bekanntwerden der Vorwürfe zu seinem Schwiegersohn auf Distanz gegangen. Er ließ Urdangarín keine offiziellen Termine des Königshauses mehr wahrnehmen und ihn von der Homepage des Palastes entfernen. In der Presse war zeitweise spekuliert worden, das Königshaus habe Cristina aufgefordert, sich von ihrem Mann zu trennen. Dies wurde aber vom Palast energisch dementiert.

Ehepaar droht Anklage

Der Schwiegersohn steht im Verdacht, als Präsident einer gemeinnützigen Stiftung Steuergelder in Millionenhöhe unterschlagen zu haben. Cristina soll, so vermutet der Ermittlungsrichter José Castro, als Teilhaberin in diese Geschäfte verwickelt gewesen sein. Urdangarín wies die Vorwürfe zurück, konnte den Richter von seiner Unschuld aber nicht überzeugen. Nun droht ihm und seiner Frau eine Anklage. Es ist kaum vorstellbar, welcher Image-Schaden der Monarchie entstünde durch Bilder, die eine Königstochter und einen königlichen Schwiegersohn auf der Anklagebank zeigen.

König Juan Carlos hatte in seiner Weihnachtsansprache 2011 die Devise ausgegeben: "Vor dem Gesetz sind alle gleich." Genau daran scheint der Richter Castro sich zu halten. Mit seinen Ermittlungen machte er sich in Spanien einen Namen als unerbittlicher Gegner der Korruption. Ein Kollege beschrieb den Juristen in der Zeitung "El País" so: "Castro ist der Beste und der Mutigste von uns. Er scheut auch vor den schwierigsten Fällen nicht zurück."

Dem König dürfte derweil auch ein anderes Thema Sorgen bereiten: Die Zeitung "El Mundo" hatte kürzlich berichtet, Juan Carlos habe vor 20 Jahren nach dem Tod seines Vaters Juan de Borbón ein Erbe von 375 Millionen Pesetas (2,4 Millionen Euro) erhalten. Die Oppositionsparteien wollen nun wissen, was es mit dem Erbe auf sich hat und ob die Summe ordentlich versteuert wurde. Die regierenden Konservativen, die im Parlament die absolute Mehrheit haben, zeigen jedoch wenig Bereitschaft, entsprechende Anfragen zuzulassen.

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Hubert Kahl, DPA

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